Der Darmstädter Knastmarathon 2016 hat mich im Vorfeld ganz schön beschäftigt. Ich hatte ein wenig Bammel, dass das Laufen von 24 Runden mir schnell zu langweilig wird und an meiner Motivation zehrt. Es kam, wie es kommen musste: Ganz anders, als erwartet.

Das Rennen beginnt vor dem Startschuß

Ich mag es überhaupt nicht, an den Wettkampftagen morgens um 6 Uhr aufzustehen. An einem Sonntag! Ich bin aber selbst schuld daran, denn ich suche mir das jedes mal selbst aus. Auch an diesem Sonntag ging ich durch meine Morgenroutine, aß noch ein kleines Frühstückchen und hievte die Tasche ins Auto, die bereits am Vorabend gepackt hatte. Mit dem Auto fuhr ich nach Darmstadt-Eberstadt und war pünktlich um 8:10 an der JVA.

Bei der Anmeldung zum Darmstädter Knastmarathon musste ich mich für eine Einlasszeit entscheiden. Denn aufgrund der Sicherheitsbestimmungen können die Besucher und Teilnehmer des Laufs nur Grüppchenweise abgefertigt werden. Ich hatte mir als Einlasszeit 8:30 Uhr ausgesucht – das schien mir damals eine vernünftige Uhrzeit zu sein. In meiner Phantasie hätte ich so noch rund 90 Minuten Zeit bis zum Start gehabt und könnte mich so in aller Ruhe Umziehen, meine Startunterlagen holen und mich gemütlich warm machen. Denn zusätzliche Aufregung vor einem Wettlauf kann ich absolut nicht gebrauchen.

Als ich zum Parkplatz fuhr, musste ich erst einen Moment lang auf der Straße warten. Direkt vor dem Eingang zur JVA Darmstadt stand ein Reisebus und blockierte die Zufahrt zum Parkplatz. Der Bus entlud eine größere Gruppe Läufer, die alle in den Knast wollten! Später stellte sich raus, dass es sich hierbei um eine schwedische Reisegruppe handelte, die allesamt am Knastmarathon teilnahmen.

Trotz früher Einlasszeit warteten schon einige Teilnehmer vor dem Tor der JVA.
Trotz früher Einlasszeit warteten schon einige Teilnehmer vor dem Tor der JVA.

Natürlich war dann die Schlange an der Tür schon groß, als ich mich endlich einreihen konnte. Mein Einlass um 8:30 klappte selbstverständlich nicht pünktlich, was mich jedoch nicht beunruhigte. Denn hinter mir standen noch weitere LäuferInnen und BesucherInnen, die ebenfalls alle in die JVA wollten.

Dutzendweise wurden wir aus der Schlange durch die Tür gebeten. Dort mussten wir zuerst unsere Taschen abstellen und durch einen Metalldetektor gehen. Bei den meisten Läuferinnen und Läufern schlug der Alarm – denn die Laufuhren sind so gebaut, dass sie vom Detektor erkannt werden. Dann gab jeder seinen Personalausweis ab und konnte bzw. musste die Wertgegenstände abgeben. Handys sind im Knast nämlich nicht erlaubt!

Nach dem Metalldetektor wurden auch die Sporttaschen durchleuchtet – wie am Flughafen. Ich weiß nicht, was ich in meiner Tasche hatte, aber sie war eine von denen, die noch einmal von Hand inspiziert wurden, da dem Kollegen am Gerät irgend etwas auffiel. Aber ich wusste ja, dass ich nichts verbotenes in der Tasche habe.

Mit der Tasche in der Hand haben wir dann in einem Vorraum auf Bänken sitzend gewartet, das es weiter geht. Als diese keinen Platz mehr boten, kam der Spürhund zum Einsatz. Er beißt nicht, aber bitte nicht streicheln und nicht bewegen. Der Hund hat fröhlich erst mal alle Sporttaschen beschnuppert. Ich fragte mich, was der Hund wohl denkt, wenn er von 200 Leuten die Laufschuhe riechen muss. Ist das für ihn eine olfaktorische Reizüberflutung?

Nachdem der Hund dann fertig war, durften wir endlich in die JVA. Am Ende des Checkpoints führte eine Treppe direkt hinab in den Innenhof. Von hier aus sieht man direkt den Start-/Zielbereich und auch die Verpflegungsstelle. Ich holte meine Startunterlagen ab und ging zur Turnhalle, wo die Umkleide ist. In den Startunterlagen für den Darmstädter Knastmarathon war neben der Startnummer auch ein personalisiertes Laufshirt mit Startnummer und Name – nicht schlecht!

Die Kleiderabgabe war direkt in der Turnhalle. Dort bekam ich einen Kleidersack, der so ähnlich aussieht wie die Dinger wo man z.B. einen Anzug drin transportiert. Jedoch nicht ganz so hübsch, sondern ein Baumwallsack auf dem die Startnummer mit Edding drauf geschrieben war. Diese Kleidersäcke wurden dann hinter Gittern regelrecht eingesperrt – so dass hier niemand ran konnte während des Laufs.

Bereits vor dem Start und auch während des ganzen Laufs gab es am Verpflegungsstand Getränke, Kaffee, Kuchen und belegte Brötchen. Entgegen den meisten anderen, größeren Veranstaltungen war die Verpflegung hier kostenlos. Glück für mich, da ich mein Portemonnaie am Eingang abgegeben hatte! So konnte ich meinen Koffeinspiegel etwas länger oben halten. Die beiden Verpflegungsstände hinter und direkt an der Laufstrecke wurden zum größten Teil von Insassen bewirtschaftet. Sie haben die Becher aufgefüllt und gereicht, die Getränkekisten hin und her geschleppt und so für das leibliche Wohl vor, während und nach dem Lauf gesorgt.

Auf der nächsten Seite erfährst Du, ob auch Insassen beim Darmstädter Knastmarathon mitgemacht haben.

2 Kommentare

  1. Coole Aktion! Aber es hat sicher auch was Beklemmendes, oder? Ich genieße beim Laufen immer das Gefühl der Weite. Für ein leicht klaustrophobisches Wesen kann ich mir das nur schwer vorstellen.
    Ich finde, eine Hammerzeit hast Du da abgeliefert. Glückwunsch!

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