Nachdem ich letztes Jahr nur Zuschauer beim Berlin Marathon war, wollte ich dieses Jahr unbedingt mitlaufen. Als ich damals von Punkt zu Punkt entlang der Strecke reiste, hatte mich die Stimmung und die Umgebung regelrecht elektrifiziert. Ich wollte erleben, wie es sich anfühlt, auf der anderen Seite des Zaunes zu sein. Schwupp-di-wupp hatte ich Kerstin und mich Anfang November in den Lostopf geworfen und wir wurden tatsächlich gezogen.

Unsere Reise begann Donnerstag Nachmittag. Dieses Mal wollten wir uns etwas mehr Zeit nehmen und versuchen, den Marathon in Ruhe anzugehen – sofern das bei einem derartigen Großevent überhaupt möglich ist. Deshalb begaben wir uns bereits am späten Freitag Vormittag auf die Marathon-Messe zum ehemaligen Flughafen Tempelhof. Bereits in der U-Bahn dorthin schwante mir aber schon, dass Berlin nicht nur als Stadt, sondern auch sein Marathon einfach eine Nummer größer ist.

Ab dem Eingang zur Messehalle wurden wir fortan mehr oder weniger durch die Menge geschoben. Erst die Startnummer holen. Wir hatten Kerstins Chip in Frankfurt nicht gefunden und gingen davon aus, dass der wohl in Berlin sein müsste. Dort war er aber auch nicht, also bissen wir in den sauren Apfel und besorgten ihr am Trouble-Counter einen Leihchip. Zum Glück war am Trouble-Schalte nicht so viel los, so dass wir nicht zwei mal anstehen mussten.

Mit den Startnummern bewaffnet, schwammen wir im Strom über die Messe dem Ausgang entgegen. Natürlich nicht ohne den einen oder anderen Zwischenstopp bei den üblichen Verdächtigen (Lieblings-?) Marken zu machen.

Zuerst haben wir uns mit Ultra Sports Beetster engedeckt (* Affiliate Link). Das ist eine Getränkepulver auf Rote Beete-Basis, das es dann auch während des Marathons an den Verpflegungsstationen gab. Es ist in der Tat ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber mittlerweile finde ich es sehr lecker. Wenn es gut gekühlt ist, schmeckt es sogar ziemlich gut. Kerstin verträgt nicht allzu viele Sachen auf den Läufen und das Beetster ist eines der wenigen. Mittlerweile hatten wir es auch auf dem einen oder anderen Ultramarathon dabei, weil wir irgendwann dieses ganze andere süße, klebrige Zeug mit den BASF-Geschmacksnoten einfach nicht mehr runter bekommen.

Gepostet von Running Rob am Freitag, 14. September 2018

Meine bescheidene Ausbeute auf der Berlin Marathon 2018 Messe

Dann waren wir natürlich Schuhe kaufen. Unsere haben ja auch einen riesigen Verschleiß :-D Im vergangenen Jahr habe ich mir beim Köln Marathon ein Paar Brooks Ghost 10 gekauft gehabt, die bis heute schon über 800 Kilometer auf dem Tacho haben. Noch drei oder vier lange Läufe, dann haben sie die 1.000 voll. Die werden demnächst mit dem neuen Paar aus Berlin ersetzt.

Seit dem Sommeranfang im April oder Mai trage ich außer Laufschuhe fast nur noch Luna Sandalen. Im Juli habe ich dann Altra-Schuhe für mich entdeckt. Die haben eine riesige Zehenbox – wie gemacht für meine Füße. Aber nicht nur das – sie haben auch keine Sprengung. Mittlerweile habe ich mich an das Laufen ohne Sprengung gut gewöhnt und kann kann mir nicht vorstellen, wieder andere Laufschuhe zu tragen. Dazu gab es dann auch mehrere Paar Zehensocken von Injinji, damit ich jetzt auch Socken in den Lunas anziehen kann :-)

Dann war ich kurz am Miiego-Stand, während Kerstin nebenan bei den Wrightsocks stöberte. Seit der ISPO Anfang letzten Jahres habe ich die Miiego AL3+ Freedom-Kopfhörer – und ich liebe sie! Der Klang ist spitze, der Akku hält ewig und beim langen Tragen ist On Ear einfach angenehmer als In Ear – und ich glaube hygienischer ist es auch. Ich muss ja auf mein Ohr ein wenig achten.

Jedenfalls ging bei mir seit einer Weile das Mikrofon nicht mehr, was zum Telefonieren unglaublich blöd war. Ich konnte zwar die Person am Ende der Leitung hören, aber sie mich nicht. Also musste ich in solchen Fällen immer auf den Normalbetrieb umstellen, was beim Laufen nervig und beim Radfahren gefährlich ist. Ausserdem war auch die Verkabelung irgendwie aus den Hörern gerutscht. War aber gar kein Problem. Thilo hat mir direkt vor Ort ein neues Paar in die Hand gedrückt. Ich hätte mir ein neues Paar auch gekauft – aber ich war zu schüchtern, mich durch zu setzen %-) Vielen Dank auf jeden Fall für den problemlosen, direkten Austausch!

Auf dem Weg zum Ausgang holten wir unsere Finisher-Shirts ab und mussten von der einen langen Schlange, die uns durch die Messe schob, in eine andere Schlange für die T-Shirts wechseln. Ich weiss gar nicht mehr genau, in welchem Anflug geistiger Umnachtung ich ein Finisher-Shirt bestellt hatte. Ist eigentlich nicht so mein Stil, eines vorher zu kaufen und zu bekommen, wo ja noch gar nicht klar ist, ob man wirklich ins Ziel kommt. Naja, bezahlt ist bezahlt, also haben wir es mitgenommen. Während wir für die Shirts anstanden, haben wir den Spartathlon-Finisher Mäx getroffen, der in Berlin seine Frau über die Ziellinie begleitete. Ja, so ein Päarchen-Lauf hat schon irgendwas ;-)

Nachdem wir aus dem Wusel raus waren und unsere Taschen abgeladen bzw. ausgeleert hatten, fuhren wir nach Tempelhof zur adidas Runbase. Kerstin hatte ausfindig gemacht, dass wir uns dort ein wenig beim Yoga verbiegen können und das für adidas Runners sogar kostenfrei war. Frisch entknotet fuhren wir von dort direkt zur Pasta-Party der adidas Runners und stopften uns bei netten Gesprächen mit den wirklich guten Spaghetti Bolognese voll. Insgesamt haben die adidas Runners in Berlin schon ein krasses Programm aufgefahren: Yoga und Pasta Party am Freitag, Yoga, Massage und Kinsesio-Tapen am Samstag mit Race-Briefing und die Racebase im Haus der Kulturen der Welt am Sonntag. War gar nicht mal so übel! :-)

aR Racebase im Haus der Kulturen der Welt an der Spree.

Freitag Abend stellte ich zu meinem Erschrecken fest: Meine Einlagen passten nicht in meine neuen Schuhe! So mussten wir am Samstag nochmal auf die Marathon-Messe. Zum Glück konnte ich die dort in eine halbe Nummer größer umtauschen – meine Einlagen hatte ich natürlich sicherheitshalber mitgenommen. Leider gab es die Altra Escalante in rot nicht mehr in der passenden Größe. Die Farbe ist mir aber sowas von egal.

So sind wir am Samstag vom Frühstückslauf über die Messe wieder zur RaceBase, dort Mittagessen, Yoga und irgendwie … dann fing ich langsam an nicht mehr so richtig Lust zu haben. Es war überall so eng, so viele Menschen auf engstem Raum und über der Grundlautstärke, die sowieso durch die einzelnen Gespräche erzeugt wurde, musste immer noch laute Musik drüber. Ich dachte, So langsam werde ich zu alt für so einen Scheiß. Vielleicht war ich auch einfach müde. Am Freitag haben wir fast den halben Tag auf der Marathon-Messe verbracht – das war auch für uns als Besucher ziemlich anstregend. Diese Hektik, die dort vorherrscht, überträgt sich irgendwie und raubt einem selbst die Kraft, auch wenn man eigentlich entspannt sein will.

Sonntag früh an der Racebase ging es dann genau so weiter: Viele Menschen auf engem Raum, die sich gegenseitig schon fast anschreien müssen, damit sie sich im Stimmenwirrwar verständigen können. Und dazu hämmert es Uuzz! Uuzz! Uuzz! aus den Lautsprechern. Dann Alle auf die Treppe, Foto machen!, und wieder zurück. Und irgendwie … ich weiß nicht. So könnte ich mich nie auf ein Rennen fokussieren oder konzentrieren. Ich bin da wohl eher Minimalist und versuche so wenig Ablenkung und so viel Ruhe wie möglich zu bekommen.

In Berlin ging es für mich aber um nichts, außer der Medaille. Nach den 90 Kilometern vier oder fünf Wochen zuvor, wollte ich mir bzw. uns nicht mehr zumuten. Einen Lauf unter Wettkampfbedingungen einfach mal locker und entspannt anzugehen, ohne ständig aufs Gaspedal zu treten ist gar nicht so schlecht. Zum einen haben wir ausrechend Stress und Druck von allem anderen, was nicht mit dem Laufen zu tun hat.

Zum anderen bekommen wir ohne Zeitdruck viel mehr vom drum herum des Laufs mit. Ich nehme mir einfach die Zeit, der Blaskapelle am Wegrand einen Moment zu lauschen und vielleicht mit zu schunkeln. Auch wenn dadurch ein paar Sekunden scheinbar verloren gehen, gibt es dafür etwas zurück: eine weitere schöne Erinnerung. Die hätte ich sicher nicht, wenn ich kurz vor Laktat-Überdosis daran vorbei ballere. Mittlerweile weiß ich von mir, dass ich Läufe auf Zeit nicht mehr als Sightseeing-Lauf in den Kalender eintrage. Mir ist dann auch völlig egal, in welcher Stadt der Lauf stattfindet. Spätestens nach einer Stunde habe ich nur noch eine eingeschränkte Wahrnehmung und bin froh, wenn ich nicht stolpere, nirgendwo gegen laufe und keine Verpflegungsstation verpasse.

Wir sind schon oft kurz nach einem Stadtmarathon nochmal Teile der Strecke entlang spaziert und ich frage dann immer, den Markierungen auf dem Boden schlußfolgernd, Ach, hier sind wir auch lang gelaufen?. Ich kann mich dann echt nur noch an eine handvoll markante Punkte oder Ereignisse erinnern.

Irgendwann war dann Aufbruch zum Start. Im Tiergarten wurde der Staub von hundertausend Füßen aufgewirbelt, so dass man ihn sehen und schmecken konnte. Der Einlass in den Startblock erwies sich als … sagen wir: zäh. Zwar wurden wir auch hier wieder durch die Menge geschoben, hatten aber ein gutes Timing erwischt. Im Startblock selbst mussten wir nicht allzu lange im Gedränge stehen, bevor der Countdown los ging, der Startschuss fiel und wir auf der Strecke des Berlin Marathon waren.

Und so rollten wir los – in der schier unendlichen Karawane der Läufer. Im vergangenen Jahr war ich super geflasht davon, dass ein endloser Schwall Läufer auf die Siegessäule zuströmte – nun waren Kerstin und ich ein Teil davon. Unglaublich!

Berlin-Marathon 2017: Führungsfeld kurz nach dem Start
So sah es im vergangenen Jahr kurz nach dem Start aus. Ein Lindwurm aus zig-tausenden Läufern setzt sich in Bewegung.

Insgesamt war der Lauf sonst fast unspektakulär. Die Stimmung war natürlich grandios und unvergleichlich – genau so, wie ich es erwartet hatte. Es gab kaum einen Meter auf dieser Strecke, an dem keine Zuschaue zujubelten, anfeuerten und uns Läufer nach vorne pushten. Jedoch waren wir genau in der Mitte des Feldes und es war ziemlich voll auf der Strecke. Ich glaube, um im vier Stunden-Bereich eine persönliche Bestzeit zu laufen, ist der Berlin Marathon der falsche. Denn es gab kaum Platz zum überholen, so voll war es. Weiter vorne scheint das sehr wohl möglich zu sein. Denn ich habe schon von dem einen oder anderen gehört bzw. gelesen, dass Bestzeiten nahe der 3-Stunden-Marke in Berlin drin sind.

Ausserdem fanden wir es beide total merkwürdig, wieder einmal 42 Kilometer durch zu laufen. Seit fast vier Monaten waren wir nur auf Laufveranstaltungen in der Ultra-Distanz unterwegs. Dort gehört eine kurzes Päuschen und ein kurzes Pläuschchen an den Verpflegungsstellen dazu. Beim Berlin Marathon wären wir wohl buchstäblich überrannt worden, hätten wir es gewagt, uns länger am Wassertrog aufzuhalten. Wer weiß, wann der nächste kommt – es könnte schließlich der letzte sein? [in etwa 2,5 km, Anm. d. Red.]

Auch bei den Laufunterbrechungen zwischen dem Büffett-Stationen ist es bei den Ultramarathons nicht ungewöhlich, zwischendurch mal ein paar Minuten zu gehen. So kann sich der Körper wenigstens einen Wimpernschlag lang von den (Kuchen- und Bier-) Strapazen, die hinter uns liegen erholen und auf die (Kuchen- und Bier-) Herausforderungen, die vor uns liegen vorbereiten.

Zwei Anekdoten gäbe es noch von diesem Lauf zu erzählen, aber die behalte ich für später. Ich plane, in diesem Blog eine neue Rubrik zu eröffnen. Lauferinnerungen soll sie heissen. Dort werde ich bestimmte, einzelne Situationen – oder eben Erinnerungen – noch einmal in kurzer Form nacherzählen :-)

Ich für meinen Teil habe keine Ambitionen, in den Berlin Marathon noch einmal zu laufen. Zwar ist es von der Stimmung ein einmalig großartiger Lauf. Auf der anderen Seite ist mir das Ganz aber viel zu hektisch, stressig und somit zu anstregend – auch wenn es nur 42,2 Kilometer sind. Kerstin ist sich noch unschlüssig und würde wohl gerne auch im kommenden Jahr wieder unter der Läufern sein. Vielleicht werde ich dann wieder am Straßenrand zujubeln – oder am Helferstand Wasser reichen – wer weiß das schon ;-)

Alle Bilder vom Berlin Marathon 2018


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