Der schlechten Prognose zum Trotz

Ziellinie Offenbacher Mainuferlauf 2014
Nicht nur im Zielbereich, auf der gesamten Strecke war es an diesem Morgen ziemlich neblig.

Mein aktuelles Online-Trainingstool hatte mir in seinen Rechenspielen eine Zielzeit von 1:48 prognostiziert. Ich weiß ja mittlerweile, dass diese „Prognose“ immer ein paar Minuten Erholung mit einrechnet. Daher hatte ich eine Zeit von 1:45 für realistisch gehalten. Ich fühlte mich auch nicht ganz so fit, hatte ja in den vergangenen beiden Wochen eigentlich nichts getan – daher kam mir das plausibel vor.

Zum Anfang kam ich ganz gut weg. Mit knapp 4:20 bin ich die ersten Kilometer am Main entlang gespurtet. Nach sechs Kilometern merkte ich aber bereits, dass ich dieses Tempo wohl nicht sehr viel länger so hoch halten kann. Nach weiteren Zwei Kilometern war es dann auch so weit, und ich muss mich auf etwa 4:30 runter drosseln. Das war zwar immer noch schneller, als ich sein wollte – aber so ganz unrecht war mir das auch nicht.

Ich stehe beim Laufen nämlich immer vor einem kleinen Dilemma: Wenn ich mich erst einmal drei, vier oder vielleicht auch fünf Kilometer auf ein Tempo eingelaufen habe, dann komme ich nur sehr schwer davon wieder weg. Ich kann mir zwar Mühe geben und muss mich dann regelrecht zwingen und ganz bewusst kontrollieren, dass ich langsamer laufe.

Oft ist es mir dann trotz der Anstrengung nicht mehr möglich, mein Tempo in „großen“ Sprüngen zu reduzieren. Siehe oben – 10 Sekunden ist ja nun nicht wirklich viel. Und wenn ich das Tempo zu lange zu hoch halte, dann kommt irgendwann der komplette Einbruch. Dann kann ich mich nur noch „irgendwie gerade so“ schlurfend den Rest der Laufstrecke ins Ziel schleppen. Und das will ich natürlich auch nicht. Geht euch das auch so? Kommt ihr dann auch nicht mehr runter, wenn ihr ein Tempo zu lange schneller gelaufen seid, als geplant?

Die Strecke war super angenehm zu laufen. Dass der Radweg parallel zum Main mit dem ersten Herbstlaub befleckt und der Asphalt nass war, tat dem kein Abbruch. Es ging immer geradeaus, gab keine nennenswerten Steigungen oder Kurven. Also per se eine „Raserstrecke“. Vermutlich konnte ich deshalb auch bis Kilometer 13 das Tempo von 4:30 halten. Vielleicht hat es mich auch angespornt, dass mir bei Kilometer neun die ersten LäuferInnen entegegen kamen und mir so klar wurde, dass die jetzt schon fast drei Kilometer Vorsprung haben – der Wendepunkt war etwa bei 10,5km.

Der Rückweg war dann aber deutlich anstrengender. Ich habe dann natürlich immer angefangen zu rechnen jetzt hast du noch so-und-so viel Zeit bis zum Ziel, da könntest du mit einem entspannten Tempo von diese-und-jenem locker bis zum Schluß laufen. Davon und von der steigenden Erschöpfung habe ich mich etwas zurück gehalten. Im letzten Drittel kam ich dann nur noch auf einen Durchschnitt von etwa 4:40 – ich habe mich aber durch gebissen.

Am Ende war ich ganz schön platt, wie man auf dem Foto, welches kurz vor Zieleinlauf entstanden ist, gut erkennen kann. Die letzten beiden Kilometer habe ich nämlich noch einmal alles mobiliert, was an Kräften da war. Auf der Zielgeraden musste ich sogar noch einen überholen, der mich tatsächlich 150 Meter vor dem Ziel überholen wollte. Das kontne ich mir natürlich nicht gefallen lassen! :-)

Ich war froh und glücklich, als der Halbmarathon endlich vorbei war. So lange gehadert, gerechnet und mich motviert habe ich wohl schon lange nicht mehr. Meine Planung und Erwartung war schon vor der Halbzeit vollkommen für die Füße. Das Tempo dennoch so hoch wie möglich aber nicht höher als unbedingt nötig zu halten war schon ein kleiner Kraftakt, ja :-)

Immerhin bin ich in Offenbach noch einmal knapp 30 Sekunden schneller gewesen, als in Mühlheim. Insgesamt habe ich diesen Jahr meine Halbmarathonbestmarke damit um mehr als drei Minuten verbessert – und das eigentlich nur in den vergangenen beiden Läufen. Jetz muss ich die Grundlagenausdauer nur noch halten und vielleicht ein wenig ausweiten, dann läuft der Marathon im kommenden Jahr sicher super.

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