Bereits am Samstag hatte ich schon so ein merkwürdiges Gefühl. Den ganzen Tag über doch ziemlich müde und musste dauernd gähnen. Keine Ahnung, ob ich nicht gut genug geschlafen hatte, ob es am Wetter lag, oder ob sich doch so langsam ein wenig das hohe Trainingspensum bemerkbar gemacht hatte. Ich hatte ja schon in den ein oder zwei Wochen zuvor das beschleichende Gefühl, dass ich so langsam dem hohen Trainingspensum Tribut zolle. Aber da ich die Läufe selber ohne größere Probleme absolvieren konnte, hab ich mir nicht weiter dabei gedacht. Jedenfalls empfand ich das schon als recht schlechtes Zeichen für den Marathon am Sonntag.

Am Wettkampftag dann war das Bild ähnlich: Dank Zeitumstellung sowieso eine Stunde länger und insgesamt fast 9 Stunden (!) geschlafen – und trotzdem war ich nicht wirklich ausgeschlafen. Dann habe ich auch die spätere Bahn genommen, musste mich noch 20 Minuten für einen Toilettenbesuch anstellen und hatte nicht so richtig Zeit, mich aufzuwärmen. Naja, ist vielleicht eh überbewertet – bei 42.195 Metern hat man ja eigentlich auf der Strecke genug Zeit, sich warm zu laufen :D

An und für sich war das Wetter auch gar nicht schlecht. Zumindest zum Start hatte es milde Temperaturen. Die Sonne war zwar trotz der Wolken kaum zu sehen, aber ich hatte die Hoffnung, dass sie sich im Laufe des Rennens noch zeigen würde.

Frankfurt Marathon 2013 - am Start
Frankfurt Marathon 2013 - am Start

Nun ja, auch das entpuppte sich etwas anders, als gedacht. Es zog zunächst weiter zu, hat zwischendrin eine halbe Stunde geregnet, wurde stellenweise recht stürmisch aber ab und zu blickte doch die Sonne heraus. Zum Glück hatte ich mein Plastiktüten-Leibchen vom Start nicht direkt entsorgt, sondern die ganze Strecke spazieren getragen. So konnte ich es immer wieder über ziehen, wenn viel Wind aufkam oder als es regnete.

Nach dem Start habe ich dann auch auf die Aufwärmphase verzichtet und bin gleich mit dem Wettkampftempo losgespurtet. Ich war sogar etwa darüber – mus sich ja auch, denn in der zweiten Hälfte verliert man ja immer ein paar Minuten. Das GPS hat in der ersten Runde durch die Stadt ein wenig verrückt gespielt und mir zwischen Kilometer 2 und 4 ungefähr einen weiteren dazu gedichtet. Merkwürdigerweise war das bei der zweiten Runde durch die Stadt nicht mehr so arg ungenau. Und der Pulsmesser – naja, es war abzusehen, dass der nicht funktioniert. Hätte er es getan, hätte ich vermutlich schnell gemerkt, dass ich gerade zum Anfang ein doch etwas zu hohes Tempo angesetzt habe. Schon bei Kilometer 10 war ich unverhältnismässig erschöpft und habe mir gedacht, dass ich die 3:30 nicht schaffen werde.

Es hat mich schon ein bisschen geärgert, dass ich mit dieser High-Tech-Ausrüstung des Garmin Forerunner 310XT während des Rennens de facto nur die Stoppuhr gebrauchen konnte und doch im Kopf rechnen musste. Durchschnittszeit pro Kilometer konnte ja nicht stimmen, da das GPS zu ungenau war. Der Pulsmesser hat auch nur Unsinn angezeigt, wenn überhaupt ein Wert vorhanden war und so blieb mir leider gar nichts anderes übrig, als mich auf mich zu verlassen.

Auf der ersten Hälfte der Strecke habe ich mir zwischenzeitlich etwa 3:30 Minuten „Vorsprung“ erarbeitet, die dann aber zur Halbmarathonmarke wieder bereits auf knapp 2:30 Minuten zusammen geschmolzen waren. Bei Kilometer 17 habe ich dann kurz überlegt, ob ich nicht lieber einfach aufhören will. Der Gedanke kommt normalerweise erst 14 Kilometer später, aber so richtig motiviert war ich nicht mehr, als mir klar war, dass ich die 3:30 Stunden mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht erreichen werde. Kurz nach der Halbmarathonmarke wurde ich dann von den Tempoläufern für 3:29 eingeholt. An die habe ich mich dran gehangen. Während ich vorher schneller gelaufen war und dafür ab und an kurze Gehpausen einlegen musste, konnte ich deren Tempo ganz gut mithalten. In Höchst habe ich sie dann aber verloren, weil ich dann hier wieder eine kurze Pause brauchte.

Auch wenn ich laut dem Zeitenprotokoll bis Kilometer 25 das Tempo so weiter halten konnte und bei Kilometer 30 noch „im Soll“ war, habe ich auf dem letzten Drittel eine ganze Viertelstunde länge gebraucht, als ich wollte. Zwar hatte ich keine Krämpfe oder ähnliches, aber ich konnte einfach nicht schneller laufen.

Später als gedacht und als gehofft, aber doch irgendwie glücklich überhaupt angekommen zu sein
Später als gedacht und als gehofft, aber doch irgendwie glücklich überhaupt angekommen zu sein

Als ich dann bei Kilometer 41 auf die Uhr schaute und diese ziemlich genau 3:38 Stunden anzeigte, hab ich dann noch mal ein wenig das Tempo angezogen. Ich weiss gar nicht, wie schnell ich auf dem letzten Kilometer war – es könnte aber wieder so um die 4:30 Minuten gewesen sein. An der Abbiegung zur Festhalle hat es dazu noch richtig gestürmt, da musste ich ordentlich Kraft aufwenden, um überhaupt vorwärts zu kommen. In der Festhallte selbst musste ich mich noch an zwei Staffeln vorbei zwängen – die laufen ja immer zu viert nebeneinander in Ziel. Ich war dann ganz schön aus der Puste, aber bin wenigstens unter den 3:45 Stunden geblieben. Das kleine Faszinosium am Rande war, dass ich auf der Stoppuhr exakt die gleiche Zeit gestoppt habe, wie die Messgeräte – ist mir so auch noch nie passiert.

Dann hatte ich mir dies mal vorgenommen, vor Ort direkt zu duschen. Aber wie das halt so ist, wenn man zu spät kommt, stehen da schon hunderte anderer in der Schlage. In der Umkleide hat mich dann einer gefragt, wie lange man anstehen würde. Ich konnte darauf nur antworten: „Keine Ahnung. Ich fahre jetzt eine halbe Stunde bis nach Hause und gehe dort duschen. Und ich glaube, so komme ich schneller unter die Dusche, als hier.“

Das beste Zuschauer-Plakat, dass ich gesehen habe – oder besser: Das Zuschauerplakat, dass am einprägsamsten war – trug die Aufschrift:

Pain is temporarily – Pride Finishing times stay on facebook forever.

Was am Ende bleibt, ist die Überlegung, im kommenden Jahr mit dem Marathon mal auszusetzen. In der vergangenen vier Jahren bin ich bei sechs Marathons mitgelaufen. Ich habe zwar jeden beendet, doch bin jetzt das dritte mal in Folge an den 3:30 Stunden vorbei, die ich mir als Ziel gesetzt habe. Einen Marathon zu beenden ist für mich keine große Herausforderung mehr. Ein wenig nervt es nämlich schon, dass man mit dem ganzen Training weniger vom Rest des Lebens hat. Das fängt an mit dem frühen Aufstehen und vor der Arbeit zu laufen und geht bis zu den ganzen Wochenenden, wo ich auch morgens in aller Frühe aus dem Bett falle um meine zwei bis drei Stunden Lauftraining zu absolvieren. Um dafür ausgeruht und fit zu sein, kann ich abends nicht mehr viel machen, ich bin ja keine 20 mehr.

Frankfurt Marathon 2013 - Umkleide
Wer später kommt, darf länger anstehen

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