Ich habe mir meinen jetzigen Hausarzt ausgesucht, weil Sportmediziner ist. In seiner Praxis führt er natürlich auch einen so genannten SportCheck. Die Krankenkassen nennen das ein wenig förmlicher und altmodischer einfach sportmedizinische Untersuchung. Nachdem ich meinen letzten Termin wegen des Infekts verschieben musste, konnte ich jetzt die Untersuchung machen lassen.

Das einzige was ich zu dieser Untersuchung wirklich wusste war, dass ich Sportklamotten und ein Handtuch mitbringen sollte. Was mit mir dort gemacht werden würde, davon hatte ich keinen Plan. Wie so oft eigentlich. Mut zur Lücke, denke ich mir ja immer. So stand ich morgens frohen Mutes und leicht aufgeregt in der Praxis und meldete mich an.

Ich wurde nach der üblichen Wartezeit aufgerufen und in ein Zimmer mit der verheißungsvollen Beschriftung Funktionsuntersuchung geführt. Das Zimmer sah aus wie ein ganz normales Untersuchungszimmer, bis auf den Hometrainer der dort stand und die ganzen Kabel, die daran herum hingen. Ob ich das heute brauchen würde?

Inventur: Wiegen, messen, zählen

Die nette Dame wollte mich zuerst wiegen. Ich fragte sie, wie sie denn wissen will, wie viel ich wirklich wiege? Ich habe doch noch meine ganzen Klamotten an. Und das ganze schwere Zeugs (Handy, Kopfhörer, Geldbeutel, Schlüsselbund – ihr kennt das) in den Hosentaschen macht sicher auch einiges her. Sie entgegnete, dass sie einfach ein Kilo abziehen würde, das passt dann schon.

Mir war das aber viel zu ungenau. Das Zeug und meine Klamotten zusammen brachten bestimmt zwei oder drei Kilo auf die Wage. Rein post-faktisch betrachtet, natürlich. Also legte ich das Meiste vom Klamotten-Zusatzgewicht ab. Über das Messergebnis war ich ein wenig überrascht! Das werde ich mit meiner Wage daheim noch einmal ausdiskutieren müssen. Denn trotz eines halben Liter Kaffees im Magen war ich meinem Wettkampfgewicht von 75 kg so nah wie selten. Meine Wage zu Hause hatte diese Zahl irgendwann in den 90ern zuletzt angezeigt, auch post-faktisch natürlich.

Meine letzte Größenbestimmung fand bei der Musterung statt. Damals haben sie mich mit irgend einer Lasertechnik gemessen und bekamen 184 cm heraus. Das ist aber schon wieder mehr als 15 Jahre her. Endlich hatte ich die Chance, genau zu erfahren wie groß ich wirklich bin! Das fand zwar ausschließlich unter zuhilfenahme von Low-Tech statt, aber die analoge Technik ist in manchen Fällen viel besser geeignet. Dem Maßband beim Arzt zu urteilen, bin ich seit dieser Messung beim Bund um drei Zentimeter geschrumpft. Der Volksmund hat also recht: Im Alter schrumpft man :-D

Einmal pusten, bitte!

Nach dem Messen meiner Größe habe ich in so ein komisches Röhrchen geblasen. Nicht wegen Alkohol, nein. Es ging dabei darum, das Lungenvolumen und den -druck zu messen. Eigentlich war es gar kein Röhrchen, sondern schon eine Röhre. Ihr Durchmesser war ungefähr so wie der eines handelsüblichen Brausetabletten-Verpackung oder eines 1- oder 2-Euro-Stücks. In der Mitte war ein luftdurchlässiges Membran, wie ein Nylonstrumpf oder ähnliches. Das war wohl irgendwie mit dem Kabel, das an die Röhre unten gesteckt wurde, verbunden.

Ich sollte tief einatmen, alles ganz schnell durch die Röhre rauspusten und durch die Röhre wieder ganz tief einatmen. Das Gerät misst aber nur die tatsächlich durch die Lunge bewegte Luft – klingt einleuchtend oder? Es bleibt wohl immer ein so genannter toter Rest Luft in der Lunge. Der wird nur sehr langsam und auch nicht mit einem einzigen Atemzug ausgetauscht. Bei der normalen Atmung spielt er deshalb kaum eine Rolle. Mein Arzt erklärte mir, dieser Rest betrüge etwa 0,7 l. So ergab die Messung, dass ich knapp mehr als 5,9 l Atemvolumen und somit ein Lungenvolumen von schätzungsweise 6,6 l habe.

Zum Schluß der sportmedizinischen Untersuchung kam das eigentlich spannende für mich: Der Ergometer. Ihr kennt das Ding noch aus den 90ern, so ein hässlicher Hometrainer. Genau so sah das Teil auch aus! Okay, es war schon ein wenig moderner, mit Digitalanzeige und so. Es hat mir sogar meine Trittfrequenz angezeigt.

Zurück in die Vergangenheit – auf dem Hometrainer

Ich bekam auf der Brust und auf dem Rücken diverse Saugnäpfe angelegt, die meine Herzbewegungen aus allen möglichen Richtungen aufzeichnen. Ein wenig kam ich mir vor wie ein Oktopus mit den ganzen Schläuchen, die da um mich herum baumelten.

Auf dem Ergometer sollte ich immer zwischen 60 und 70 Umdrehungen pro Minute in die Pedalen treten, hatte mir die Assistentin gesagt. Der Ergometer hielt aber 63-66 für eine bessere Trittfrequenz. Wenn ich darüber oder darunter lag, hat ein kleiner roter Pfeil nach oben oder nach unten geblinkt. Nur in dem Bereich von 63-66 leuchtete eine kleine grüne LED auf. Zum Glück unternahm ich eine kleine Übungs-Ausfahrt am Samstag und konnte fast bis zum Schluß ziemlich gleichmäßig strampeln.

Der Test startete bei 50 Watt Widerstand, ich trat in die Pedale. Alle zwei Minuten wurde der Widerstand um 25 Watt erhöht, nachdem die Assistentin kurz zuvor meinen Blutdruck maß. Ich hatte gleich zu Anfang gefragt, wie lange das denn so gehen sollte? Die 50 Watt waren ja weniger Widerstand als beim Treppensteigen!

Wenn sie nicht mehr können, dann sagen sie einfach Stopp. ich schalte dann den Widerstand aus und er lässt dann langsam nach. Sie müssen dann aber noch vier Minuten lang locker weiter radeln., antwortete mir die Assistentin. Nagut okay, dann machen wir das so. Wieviel Zeit haben wir? entgegnete ich. Okay, das war ein wenig fies. Aber es hat schon echt eine ganze Weile gedauert, bis ich aufhören wollte. Ich wollte mich auch nicht so richtig ausbelasten, macht ja ohne Laktat- oder VO2-Messung sowieso nur halb so viel Sinn.

Die Stunde der Abrechnung

Hinterher erfuhr ich, dass ich bis 300 W Widerstand durchgezogen habe. Es hat gefühlt eine halbe Stunde gedauert! Und ich habe gefühlt einen Liter Wasser ausgeschwitzt %-) Aber der Test hat sich gelohnt, mein Arzt hat mich gelobt. So eine schöne Kurve sehe ich selten! hat er gesagt. Die HFmax, die ich nur bei diesem Test erreichte, war 197. Und da war noch nicht wirklich Schluß. Ich glaube einen 2-Minuten-Intervall hätte ich auf jeden Fall noch hinbekommen, eventuell sogar einen zweiten.

Mein Doc gab mir aber zu bedenken, dass durch den Infekt mein Puls insgesamt noch leicht erhöht sein könnte. Deshalb wäre der heute gemessene Maximalpuls für die Bestimmung der HFmax nicht wirklich repräsentativ wäre.

Nichts desto trotz habe ich es in den vier Minuten Ausrollen fast geschafft, wieder auf meine Eingangs-Herzfrequenz zu kommen. Es lagen nicht ganz 20 Schläge dazwischen. Auch der Blutdruck war bei diesem Test in Ordnung. Ich gehe zwar ordentlich mit dem Puls und dem Blutdruck hoch, aber komme auch sehr gut wieder runter. Alles andere hätte mich auch gewundert.

Was von der Untersuchung bleibt

Die ganze sportmedizinische Untersuchung dauerte etwa drei Stunden. Wartezeit mit eingerechnet. Und, bevor die Frage kommt: Ja, ich musste sie selbst bezahlen. Ich fand es aber trotzdem ganz spannend, mal so einen Gesamtheitlichen Ansatz zu haben. Ich weiß jetzt, dass bei mir rein von den Vitaldaten her alles in Ordnung ist und ich meine Ziele für dieses Jahr ohne Sorgen und Befürchtungen angehen kann. Ich denke, ich werde auch den Halbmarathon am Samstag unter Vollgas laufen und rausholen was geht. Für meine Trainingsplanung zur Boston-Qualifikation brauche ich ja ein halbwegs vernünftiges Wettkampf-Ergebnis.

Die Ergebnisse und Werte habe ich natürlich erst nach den ganzen Tests erfahren und nicht währenddessen. Mein Arzt hat sie im Nachgang mit mir besprochen und mir alles erklärt. Um in Erholungspausen schneller zu regenerieren, gab er mir den Tipp ein paar Intervalltrainings zu machen. Gerne auch regelmäßig alle zwei bis drei Monate über einen zwei bis vier Wochen-Zyklus. Ich werde aber beobachten wie schnell sich mein Puls wieder absenkt, wenn ich wieder richtig im Training bin. Nach drei Wochen Pause finde ich das nicht sehr ungewöhnlich, dass sich mein Puls nicht so schnell absenkt ;-)

Hast du auch schon einmal so eine sportmedizinische Untersuchung gemacht? Wie war das bei dir? Wurden da auch solche Tests gemacht, oder andere? Erzähl es mir doch in einem Kommentar!

Bildnachweis (Titelbild): PublicDomainPictures via Pixabay. Lizenz: CC0 Public Domain

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