Tja, so vollkommen unspektakulär kann ein Ultra-Lauf dann doch sein. Es war auf jeden Fall eine Erfahrung der ganz anderen Art, so ein Ding mal komplett ohne Pasta-Party, Startunterlagenabholung, Countdown- und After-Run-Party, Verpflegungstationen und Zuschauer zu machen.

Dennoch kommt so ein 85 km-Lauf – oder 87, oder 89 – je nachdem, welches GPS-Gerät man fragt – nicht einfach so aus dem Ärmel geschüttelt. Eine gewisse Vorbereitung und Planung brauchten wir schon. Da wir lediglich zu zweit waren, ging das ziemlich schnell von Statten.

Meine Verpflegung für den Brüder-Grimm-Lauf NonStop

Während ich mich um die Strecke und Navigation kümmerte und meine eigene Verpflegungsliste zusammen stellte und einkaufte, kümmerte sich mein Laufkompanion um das begleitende Fahrzeug. Der Lauf um den Frankfurter Grüngürtel im vergangenen Sommer hatte bereits gezeigt, dass es an und für sich gar nicht so wahnsinnig viel Bedarf, um einen längeren Lauf dieser Größenordnung durchzuführen. Trotzdem wollten wir etwas dichter versorgt sein, als nur alle 30 Kilometer. Das ersparte es uns, so viel Zeug am Mann zu tragen. 85 Kilometer sind zwar arithmetisch, aber mitnichten läuferisch 20 Kilometer mehr als 65.

Bereits beim Entstehen der Idee, den Brüder-Grimm-Lauf non stop zu laufen, war ich mir mit dem Termin sehr schnell sicher. Es musste der Tag vor der Zeitumstellung auf die Sommerzeit sein. Denn so hätten wir bereits sehr früh am Morgen schon ausreichend Tageslicht, welches auch lange genug anhalten sollte. Außerdem wäre die Wahrscheinlichkeit einer Hitzeschlacht, wie wir sie beim Grüngürtel-Trainingslauf fast hatten, sehr gering.

Ein unaufgeregter, langer Lauf

An diesem 30. März hatten wir wirklich Glück und sehr gutes, lauffreundliches Wetter. Zwar war es morgens erwartungsgemäß frisch bei Temperaturen um die 5°. Im Laufe des Tages wurde es aber immer wärmer – sogar fast bis 20°, weil die Sonne schon genug wärme spendete und ihr keine Wolken im Weg hingen. Als wir gegen 17 Uhr das Ziel erreichten, dämmerte es bereits. Meine Rechnung von damals ging also 100%-ig auf.

Um kurz nach 6 erreichten wir den Markplatz in Hanau, wo gerade der Wochenmarkt aufgebaut wurde. Nach einem kurzem Pre-Run-Foto sind wir direkt vom Straßenrand los gelaufen, den Weg durch das wuselige Marktgeschehen hatten wir uns gespart. Ohne größere Beachtung machten wir zwei Läufer uns von Dannen.

Morgens war es noch recht frisch im Wald.

Es war schon ein wenig merkwürdig, so in aller Herrgottsfrühe durch die Stadt zu laufen. Für mich ist es schon eine gefühlte Ewigkeit her, dass ich so derart früh laufend unterwegs bin – besonder durch die Stadt. Es gab kaum Verkehr und nur wenige Fußgänger oder Radfahrer waren in Hanau unterwegs. Das sah nicht mal eine Stunde zuvor in Frankfurt in der U-Bahn noch ganz anders aus: Hier war scheinbar der reguläre Pendelverkehr aktiv.

Schnell ging es aber raus aus der Stadt und rein in die Natur. Denn bei allen fünf Etappen des Brüder-Grimm-Laufes geht es überwiegend durch den Wald. Erst ab etwa 7:30 Uhr morgens tauchten vereinzelt die ersten Gassi-Gänger mit ihrer vierbeinigen Begleitung auf. Die schauten uns meistens etwas fragend an – aber das ist man ja gewohnt.

Ende der ersten Etappe beim Brüder-Grimm-Lauf Nonstop

Im Laufe des Tages wurde es dann immer angenehmer und wärmer, so dass ich bald die langen Klamotten ablegen konnte. Da wir unsere Dropbags durch unser Support-Fahrzeug an jedem Verpflegungspunkt dabei hatten, war das ein Kinderspiel.

Bis zum Ende der dritten Etappe ging es mir richtig gut, die Beine spielten gut mit und auch vom Kopf her lief es bestens. In der vorletzten Etappe jedoch wendete sich das Blatt ein wenig.

Am Ende ist die Ente fett

In der vierten Etappe kommen dann die meisten Höhenmeter am Stück. Da ich sonst nur im Flachland laufe, musste ich meinen Kompanion das eine ums andere Mal ziehen lassen. Ich bin die Anstiege weitestgehend hoch gewandert, was bei den 16 oder 17 Kilometern fast die komplette erste Hälfte war. Mein Laufstil entwickelte sich zu einer Frankenstein-in-Sportklamotten-Parodie und die Sonne drückte mittlerweile auch ganz ordentlich. Erschwerend kam hinzu, dass auf dieser Etappe kein Verpflegungsstop zwischendurch möglich war. Denn sie führt mitten durch den Wald, wo man mit dem Auto nicht so ohne weiteres hin kommt.

Ich machte mir einen Gag daraus, die Windräder, um die die Laufstrecke einmal herum führte, aus jeder erdenklichen Richtung zu fotografieren. Ein Running Gag im wahrsten Sinne des Wortes. Das hatte für mich gereicht, um irgendwie durch zu halten. Verrückt habe ich mich nicht großartig gemacht, denn ich wusste: es geht sowieso um nichts und wenn nichts mehr geht, fahre ich einfach wieder nach Hause.

Für die letzte Etappe haben die Original-Strecke des Brüder-Grimm-Laufs anpassen müssen. Denn wir wollten nicht die 5 Kilometer von Wächtersbach nach Bad Orb mit dem Auto fahren. Statt dessen sind wir einmal quer rüber gelaufen, haben uns die ersten 1,5 Kilometer der originalen fünften Etappe gespart und sind erst am Ende des Anstieges wieder auf die Laufstrecke abgebogen. Aber keine Angst: Den Anstieg mussten wir natürlich trotzdem mitnehmen – nur eben von der anderen Seite des Hügels.

Am späten Nachmittag trafen wir dann einzeln am Märchenbrunnen in Steinau ein. Ohne Jubel, ohne Beifall, genau so unbeobachtet und unaufgeregt wie das Projekt Brüder-Grimm-Lauf NonStop startete, ende es auch knapp elf Stunden später.

Fazit

Märchenbrunnen in Steinau an der Straße. ENDE des Brüder-Grimm-Lauf NonStop.

Was bleibt ist die schöne Erinnerung an einen langen Wandertag draußen an der frischen Luft, eine bekannte Laufstrecke aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten. Trotz der für ein solches Vorhaben gefühlt vollkommen unzureichenden Vorbereitung bin ich die Strecke ohne größere Blessuren, Krämpfe und Krämpfe durch gekommen. Am Montag hatte ich nicht mal mehr Muskelkater.

Mein längster Vorbereitungslauf waren die 50 km in Rodgau Ende Januar und in den 12 Wochen vor diesem Lauf komme ich gerade mal auf 730 Trainingskilometer. Okay, ich hätte unter anderen Voraussetzungen sicher schneller sein können – aber wofür?

Beeindruckt bin ich auch davon, wie einfach solche Aktivitäten umzusetzen sind, wenn man sich auf das Wesentlichste konzentriert und eben nicht für eine größere Menge planen muss. Denn am Ende ist es doch so einfach: Laufschuhe anziehen und los!

An dieser Stelle möchte ich noch einmal einen großen Dank an meinen Laufkompanion aussprechen, der trotz aller sich in der Zwischenzeit ergebenen Umstände daran fest gehalten hat, diesen Lauf durch zuführen! Ich hätte es ja am liebsten sein gelassen, aber irgendwie war es doch ganz cool. Der andere große Dank geht an seine bessere Hälfte, die ihren Samstag dafür opferte, unser Proviant mit dem Auto von A nach B und weiter zu C zu fahren. Und natürlich auch ein riesengroßen Dankeschön an Kerstin, die mich im Vorfeld immer wieder dazu ermutigte, diesen bekloppten Irsinn mitzumachen! :-)

Die Laufstrecke

Für diejenigen unter euch, die den Brüder-Grimm-Lauf auch einmal in Gänze absolvieren wollen – sei es wandernd, laufend oder mit dem Rad – könnte ihr hier die Strecke bei gpsies.com anschauen und herunter laden. Ich würde nicht unbedingt mit dem Rennrad dort lang fahren, aber mit einem Crosser geht das allemal.

Meine Verpflegungsliste für den Brüder-Grimm-Lauf NonStop

Als Anhang für die Interessierten unter euch, hier die Liste dessen, was ich zur Verpflegung mit hatte und in Klammern dahinter, was ich tatsächlich benutzt habe.

  • 4 Liter Tailwind* (etwa 3,5 Liter)
  • 3 Liter Cola (1,5 Liter)
  • 1 Liter UltraSports Beetster* (1 Liter)
  • 1 Liter warme Instant-Hühnerbrühe (etwa 0,75 Liter)
  • 1 Packung à 100g TUC-Kekse (etwa 80g)
  • 1 Tüte Salzbrezeln (etwa 1/2 Hand voll)
  • 1 Tüte Datteln (etwa 4 oder 5 Stück)
  • 8 Gels (2)
  • je 10 SaltStick Kautabletten* und Salzkapseln (Decathlon) (etwa jeweils 7 oder 8)
  • 3 CliffBar (1)
  • 4 UltraSports Gel Chips (1)
  • 0 Laugenkringel mit Butter (1)
  • 6 Mars-Riegel (0)
  • 4 Dextro-Energy Traubenzucker (0)
  • 1 Tafel Ritter Sport Kaffeesplitter (0)

Alle Bilder des Brüder-Grimm-Lauf NonStop

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Ein Kommentar

  1. Hey Rob,

    warum eigentlich nicht einfach mal selbst einen eigenen Ultralauf organisieren? ;)
    Ne, solche langen Trainingsläufe hab ich wirklich noch nie gemacht. Du scheinst aber ja Spaß gehabt zu haben. :)
    Aber stell Dir mal vor, Du hättest jetzt niemanden gehabt, der Euren Proviat neben Euch her fährt… Allein das alles zu tragen, hätte mich sicher abgehalten! :D

    Liebe Grüße
    Jahn

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