Kaum eine Woche nach dem Köln Marathon standen wir wieder an einer Startlinie. Dieses mal jedoch war alles anders. Dass wir dabei nicht einmal in der Ergebnisliste auftauchen würden, war am Ende nur halb so schlimm.
Wie so häufig, sind wir über eines dieser sozialen Netzwerke über den Trails4Germany Lauf im Taunus gestolpert. Irgendwie waren wir uns lange unschlüssig, ob wir dort wirklich mitlaufen wollen. Ursprünglich hatten Kerstin und ich angedacht, den Köln Marathon auf Tempo zu laufen. Da aber die Regeneration nach unserem Berliner Mauerweg-Staffellauf deutlich mehr Zeit in Anspruch nahm, als wir es in unserer Unerfahrenheit vermuteten, hatten wir dieses Vorhaben bereits zum Berlin Marathon im September ad acta gelegt.
Ein weiteres Argument gegen den Trails4Germany im Taunus war für uns, dass er ziemlich in der Pampa lag. Ich finde die Vorstellung ziemlich paradox, für einen Lauf in der achso unberührten Natur ewig weit mit dem Auto durch selbige zu fahren. Zumal wir keines besitzen. Und eine Zugverbindung … nunja, wenigstens gab es in Riedelbach fließend Wasser und Strom aus der Steckdose.
Eine Möglichkeit, etwas zurück zu geben
Als wir dann den Helferaufruf lasen, waren wir dennoch recht schnell überzeugt. Wir wollten den coolen Job als Schlussläufer machen – so wie vermutlich alle, die sich als Helfer meldeten. Andre vom Vor-Ort-Team hat aber schnell gedämpft und klar gemacht, dass nicht jeder Helfer Schlußläufer sein kann. Ein paar Leute würden auch für andere Posten (VP, Startnummernausgabe, Streckenposten) benötigt. Wer genau wofür eingeteilt wird, würden wir erst morgens vor Ort klären. Denn bei den freiwilligen Helfern ist es ja nicht anders, als bei den Läufern: Nicht jeder, der sich anmeldet, ist dann auch tatsächlich dabei.
Mitgehangen – mitgefangen. Wir sind trotzdem dabei geblieben und wollten den Lauf unterstützen. Wenn es uns schon nicht zu wichtig war, dann haben wir hier eine der Gelegenheiten, auch mal eine Kleinigkeit zurück zu geben. Immerhin waren wir ja auch ziemlich viel auf Läufen in diesem Jahr unterwegs.
Schließlich hatten wir das Glück, doch als Schlußläufer in das Rennen zu gehen. Bei dieser Gelegenheit bekamen wir gleich die verantwortungsvolle Aufgabe übertragen, die Strecke ab zu markieren. Das bedeutet, dass wir als Letzte starteten, die Streckenposten informierten dass sie ihren Posten aufgeben können und die ganzen Wegmarkierungen einsammelten und aus den Bäumen knoten durften.
Der Lauf fing recht entspannt an. Es gab eine kurze, etwa 11 Kilometer lange und eine 18 Kilometer lange Strecke. Die ersten 6 km teilten sich beide Strecken gemeinsam. Mit dem Schlußläufer der Kurzstrecke liefen wir also das erste Drittel gemeinsam und teilten uns die Aufgaben.
Laufstrecke Abmarkieren – ein Spaß für die ganze Familie
Nach der ersten Straßenüberquerung mussten wir etwas warten. Die lange Strecke startete 15 Minuten vor der Kurzen. Wir starteten mit dem Läuferfeld und gaben der örtlichen Feuerwehr, die die Straße kurzzeitig für die Läufer sperrte, das Zeichen dass sie die Straßensperrung wieder aufgeben können. Auf der anderen Straßenseite warteten wir auf die Kurzstreckenläufer und deren Schlußmann des Laufs.
Er schien nach dem Start des Läuferfeldes noch etwas gewartet zu haben. Nach dem letzten Läufer dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis ich entschied, schon einmal vor zu gehen und die ersten Flatterbänder aus den Bäumen zu knoten. Kerstin und ich verabredeten, dass wir – falls doch noch ein Läufer kommen sollte – ihm oder ihr kurzfristig als Streckenposten den Weg weisen würden.
Nachdem der Schlußläufer der Kurzstrecke eintraf, machten wir uns gemütlich auf den Weg. Die Markierungen hingen so nah beieinander, dass sich ein Laufschritt kaum lohnte. Das Markierungsteam hatte reife Arbeit geleistet und wollte wohl vermeiden, dass sich niemand verläuft. Wobei wir hinterher erfuhren, dass Plan B – der Organisator der Trails4Germany Läufer – immer auf Sicht markiert.
Zu dritt hielten wir fast an jedem Flatterband und warteten, bis es einer von uns aus dem Baum getrennt hatte. Natürlich lasen wir unterwegs auch noch die ein oder andere Gelpackung oder anderen Müll auf und trugen den mit. Später zeigte sich, dass wir den Dreh einfach nicht so richtig raus hatten. Denn bereits vor der Stelle, an der sich die kurze und die lange Strecke trennten, kam der Anruf von der Verpflegungsstelle, ob wir noch unterwegs wären. Ja, für 7 Kilometer haben wir geschlagene 1h40m benötigt.
Wer zuletzt läuft, läuft am längsten
Nach wir unsere erste Ausbeute an Flatterbändern, Begrenzungspfosten und Schildern dort abluden und uns stärkten, änderten Kerstin und ich – da wir ab hier nur noch zu zweit unterwegs waren – die Taktik. Wir würden versuchen, so gut es eben ging zu laufen und so schneller die Strecke zurück zu legen. Jeder von uns zweien ließ immer ein Flatterband aus und lief direkt zum übernächsten weiter. So kamen wir – zumindest gefühlt – schneller voran. Obwohl wir für die restlichen 12 Kilometer immer noch rund 2h45m brauchten.
Es dauerte nur kurz, bis wir uns eingespielt hatten und es tatsächlich „lief“. Damit wurde der Spaßfaktor dann auch automatisch größer. Der Strauß Absperrband, den wir an unseren Lauf-Rucksäcken (Affiliate-Link*) befestigten, wuchs und wuchs. Beim zweiten und letzten Verpflegungspunkt sahen wir aus wie zwei geschmückte Indianer.
Wenige Kilometer vor dem Schluß kam uns Andre mit dem Fahrrad aus der anderen Richtung entgegen. Das war uns ja schon ein wenig unangenehm, denn wir wurden sehnlichst erwartet. Wir waren wohl ausserplanmäßig lange mit dem Abmarkieren beschäftigt – aber es ging halt nicht schneller.
Kurz darauf kam und dann Tim vom OCR Frankfurt zu Fuß entgegen. Auch er sah aus, wie mit Indianerschmuck behangen und wir wussten: Er hat den Weg vom Ziel bis hier her das Flatterband abgenommen. Die letzten drei Kilometer liefen wir zu dritt mit Radbegleitung ins Ziel. Und tatsächlich: Wir liefen sie am Stück!
Schlußläufer – die etwas andere Lauferfahrung
Es war eine super Erfahrung, einen Lauf auch einmal aus dieser Perspektive mit zu machen. Unglaublich, was für ein Aufwand allein die Streckenmarkierung macht. Wie wir hinterher erfuhren, war das Team, dass die Markierungen tags zuvor setzte noch länger unterwegs, als wir. Und obwohl uns die engmaschige Markierung ziemlich Idiotensicher vorkam, haben es wohl trotzdem zwei oder drei Teilnehmer geschafft, sich zu verlaufen. Das muss dann wohl am Sauerstoffmangel gelegen haben.
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