Unsere Planung sah vor, dass wir nach dem Pfingstwochenende mit der Familie ein paar Tage durch das Erzgebirge, die sächsische Schweiz und den Thüringer Wald tingelten. Wir wollten hier und da mal lang fahren, anhalten, eine Runde Laufen oder Wandern und dann weiter, woanders hin. Dafür hatten wir uns eigens einen Campervan gemietet. Der sollte zugleich Transportmittel und Schlafplatz sein. Campingplätze gibt es in der Gegend dort in Hülle und Fülle – und selbst wenn wir fernab von der Zivilisation gewesen wären, konnten wir im Auto bequem schlafen.

Wir packten alles was wir glaubten zu benötigen ein, kaufen noch ein, zwei sinnvolle Dinge für den Camping-Trip ein und waren bereit, unsere kleine Abenteuerreise zu starten. Auf dem Weg zur Bushaltestelle, um zu dem Campervan zu gelangen, erreichte mich dann der erste kleine Dämpfer: Der Bus müsste in die Werkstatt. Die Abholung müssten wir um ein paar Stunden verschieben. Na gut, nicht so schön, aber verkraftbar. So könnten wir uns noch etwas Zeit zum Frühstücken nehmen.

Etwa eineinhalb Stunden später dann die Hiobsbotschaft: Der Campingvan wäre so leider nicht fahrtauglich und eine Reparatur wäre heute nicht mehr möglich! Meine Stimmung war von jetzt auf gleich getrübt. Aber ich gab die Hoffnung nicht auf, dass wir vielleicht noch Ersatz bekämen. Da der Campingbus von privat vermietet wurde, war die Chance auf Ersatz vom Vermieter aus gleich null. Wir hofften auf die Vermittlungsagentur. Parallel schaute ich im Netz schon nach passendem Ersatz bei den bekannten Autovermietungen. Hier war jedoch das höchste der Gefühle ein 9-Sitzer oder ein Kombi.

Waldweg im Elbsandsteingebirge
Waldweg im Elbsandsteingebirge

Alle Autos sind weg

Gegen Mittag war dann klar: Mit einem Campingvan würden wir nicht fahren. Kurze Zeit später rief die Autovermietung an, bei der ich den 9-Sitzer reserviert hatte: Dieses Auto hätten sie gar nicht da! Tolle Wolle. Also schaute ich weiter und versuchte andere Autovermietungen anzurufen, um wenigstens einen Kombi zu einem bezahlbaren Preis zu bekommen. Aber Pustekuchen! Samstag Mittag war bei den meisten schon Feierabend.

Kurzerhand entschlossen wir, zum Hauptbahnhof zu fahren. Dort sind die vier großen Autovermietungen vertreten und die Schalter haben Samstags bis 17 Uhr geöffnet. Wir klapperten parallel alle vier ab und siehe da: Nichts. Es war Samstag vor Pfingsten. Die Vermietungen hatten kaum noch Autos da. Entweder waren es Autos, mit denen wir nichts anfangen konnten, oder sie waren vollkommen überteuert. Als der nette Herr mir von Europcar den Audi A4 Kombi vorschlug, war ich zunächst hellhörig geworden. Als er dann für 9 Tage Mietdauer aber 1.200 (!) € aufrief, konnte ich mir nicht verkneifen zu Antworten: Ich will das Auto mieten, nicht kaufen.

Wenn schon kein Campingvan, dann wenigstens ein Cabrio

Unsere Reise war schon kurz vor dem Scheitern, bevor er überhaupt angefangen hatte. Ich war kurz davor den ganzen sch… önen Urlaub abzusagen und daheim zu bleiben. Wir saßen am Fankfurter Haupftbahnhof auf der Bank unter der großen Anzeigetafel, auf der die Ankunfts- und Abfahrtzeiten der Züge angeschlagen waren. Kerstin und ich diskutierten kurz darüber, ob wir nicht einfach mit dem Zug rüber in den Osten machen könnten. Nun ist das schönste Ziel der Welt zwar in Schmiedefeld, aber die Deutsch Bahn hält dort nur jeden sechsten Mittwoch im Monat, Freitags den 33. und an den Tagen, an denen Mars, Jupiter und Saturn vom Vollmond verdeckt werden. Oder so ähnlich. Wäre irgendwie machbar gewesen, aber war mir viel zu viel Aufwand und Umstand gewesen.

Schlußendlich entschieden wir uns dann doch für einen Kleinwagen. Wir hatten die Wahl zwischen Opel Corsa und Fiat 500. Naja, Pest oder Cholera. Wir nahmen dann das Cabrio. Mit dem sind wir dann erst mal heim gedüst, haben die Rückbank umgeklappt und die gepackten Koffer und Taschen geladen.

Knutschkugel-Cabrio
Unsere „Knutschkugel“, die den Campingvan ersetzte.

Um 16 Uhr (statt geplant um 10) machten wir uns endlich auf die Reise. Zuerst ging es in den Hintertaunus. Dort verbrachten wir einen schönen Abend mit Freunden, waren Laufen, Grillen und nebenher lief so ein Fußballspiel. Wir übernachteten dort und machten uns am nächsten Morgen kurz nach Sonnenaufgang weiter auf unserer Reise in Richtung Osten des Landes.

Ein kleiner Abstecher

Bevor wir uns in den Thüringer Wald stürzten, waren wir das Wochenende noch in Sachsen. In der sächsischen Schweiz hatten wir einen Wandertag mit der ganzen Familie im Elbsandsteingebirge. Rund um den Ort Rathen und die Bastei legten wir einige Kilometer Strecke und jede Menge Höhenmeter zu Fuß zurück. Zumindest waren es für uns Flachländer jede Menge Höhenmeter. Dafür gab es aber auch schöne Ausblicke.

Von der Außenwelt abgeschnitten

Nachdem wir den Wohnmobilstellplatz stornierten und nun mit der Knutschkugel, wie wir sie liebevoll tauften, steuerten wir einen anderen Campingplatz in der Nähe von Schmiedefeld an. Ursprünglich wollten wir im Meyersgrund nächtigen. Der Campingplatz hatte den Vorteil, dass der Shuttle-Bus nach Eisenach ziemlich genau vor der Tür hielt. Statt dessen waren wir in Breitenbach. Der Campingplatz dort hatte nicht nur ein stillgelegtes, aber noch benutzbares, Schwimmbad mit 50 m-Bahn. Wir bekamen sogar einen coolen Bungalow zu einem recht günstigen Preis. Der Bungalow schien noch neu zu sein und maximal in die zweite Saison zu gehen. Glück im Unglück sozusagen!

Die Tage vor dem Rennsteiglauf nutzen wir, um ein wenig die Gegend zu erkunden. Natürlich auch läuferisch. Dabei entdeckten wir eine schöne Strecke rund um einen Stausee, die vielleicht eine halbe Autostunde weit weg lag. Eine optimale Vorbereitung, um einen kleinen Geschmack für den Rennsteiglauf zu bekommen.

Den Lauf um die Talsperre Schönbrunn hatten wir nur halbherzig geplant. Eigentlich war unsere Hoffnung, dass wir uns dort an den See irgendwo hinlegen und vielleicht sogar schwimmen gehen könnten. Leider ist die Talsperre nur zur Trinkwasserversorgung und es gibt keinen wirklichen Zugang zum Wasser. Darauf waren wir aber vorbereitet und hatten unsere Laufsachen im Kofferraum.

Die Runde war am Ende etwas länger, als wir ursprünglich dachten – fast zu lang. Anhand der Wanderkarte, die am Parkplatz aushing, schätzte ich die Umrundung mit etwa 10-12 Kilometern ein. Am Ende waren es dann doch 16,5 km. Das ging gerade noch mal gut, denn wir hatten natürlich nichts zu trinken mit und es hatte etwa 25°. Auch wenn viele Bäume am Wegrand waren, war die Schneise durch den Wald breit genug gezogen, dass es nur wenige Abschnitte gab, die im Schatten lagen.

Lauf um die Talsperre Schönbrunn.

Barfuß durch den Wald

Bei einem Spaziergang im Wald hinter dem Campingplatz entdeckten wir einen kleinen Barfußpfad. Dieser war mit verschiedenen Bodenbelägen wie Tannenzapfen, Tannenzweigen, Sand, Mulch ausgestattet. Ich fand es ziemlich verrückt, dort barfuß lang zu spazieren. Das fühlte sich teilweise echt merkwürdig an unter den Füßen.

Bei der Gelegenheit machten wir direkt eine kleine Laufrunde aus, die wir zum Anschwitzen und Beine Ausschütteln nach dem Rennsteiglauf nutzen. Die Runde hatte zwar nur fünf oder sechs Kilometer, aber war für diesen Zweck super geeignet. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte mal wirklich unter einem Blätterdach laufen war – aber das hier gefiel mir richtig gut!

Einen Tag verbrachten wir nahezu komplett im Bungalow, denn es regnete durchgehend. Wir waren ein wenig froh, dass das mit dem Campingvan doch nicht geklappt hatte. Denn solch einen Tag auf engstem Raum in einem kleinem Van buchstäblich ab zu sitzen wäre sicher irgendwie unschön gewesen. Statt dessen nutzen wir den Bungalow und gammelten vor der Glotze auf der Couch oder im Bett mit einem Buch.

Thüringer Wald

Endlich wieder Internet

Hier ist nicht nur das schönste Ziel, sondern auch ein REWE mit W-LAN.

Abends fuhren wir nach Suhl zum Abendessen. Spontan entschieden wir uns für das Hotel-Restaurant Zum Goldenen Hirschen, wo es verhältnismäßig günstig Wild mit göttlichen Thüringer Klößen gab. Auf dem Rückweg hielten wir in Schmiedefeld an, denn dort gab es einen REWE. Wir verbrachten dort gefühlt etwa zwei Stunden. Nicht nur wegen des heftigen Regenschauers, der draußen tobte. Im REWE gibt es auch kostenfreies W-LAN. Und die Netzabdeckung dort in der Gegend rund um Schmiedefeld ist eher … mies bis nicht vorhanden.

Nach diesem Ausflug in den Thüringer Wald glaube ich, dass die EDGE-Verbindung im Smartphone mit E abgekürzt wird, weil es in Wirklichkeit bedeutet: Es konnte keine Verbindung mit dem Internet hergestellt werden. Das sagte mir mein Browser und mein Mail-Programm nämlich ständig.

Irgendwann später fand ich dann heraus, dass unser Campingplatz auch freies W-LAN hatte. Das war zwar nur in der Nähe der Platzwart-Hütte verfügbar, aber immerhin. Schließlich kamen wir dort jedes Mal vorbei, wenn wir auf dem Weg in den Wald oder zum Schwimmbad waren.

Startnummernabholung

Freitag Nachmittag fuhren wir nach Eisenach, um unsere Startunterlagen abzuholen. Von unserem Campingplatz aus waren wir etwas mehr als eine Stunde dorthin unterwegs. Da wir den nächtlichen Bus von Schmiedefeld aus dorthin nehmen wollten, wussten wir dass es für uns nur ein kurzer Freitag werden würde.

Die Abholung der Startunterlagen in der Eisenacher Stadtverwaltung lief sehr entspannt. Wir waren zwar noch Eis essen am Marktplatz, aber an der Ausgabe war nicht wirklich viel los. Es lief alles super entspannt – Ultra eben. Bei der Gelegenheit deckten wir uns gleich noch mit ein paar Erinnerungsstücken ein in Form von Buff und Laufshirt ein. Ich wusste gar nicht mehr, dass es hinterher noch ein Finisher-Shirt gibt.

Direkt am Marktplatz war auch das große Festzelt aufgebaut. Dort würde morgen früh die Umkleide sein. Am Freitag fand dort das traditionelle Kloßessen statt, zu dem es auch Live-Musik gab. Wir holten uns unsere Portion Klöße mit Rotkohl ab und genossen das Thüringer Essen draußen vor dem Zelt – in der Sonne. Das war zwar nicht ganz so lecker, wie in Suhl, aber das hatte ich erwartet. Für 2 Leute zu kochen ist eben etwas anderes, als für 2.000.

 

Zeitig machten wir uns wieder auf den Weg zurück in unser Nachtlager in Breitenbach. Ich glaube, um 9 Uhr abends lagen wir im Bett. Ich konnte zwar nicht gleich einschlafen, bin dann dafür aber ziemlich direkt in den Tiefschlaf gefallen. Bis um zwei Uhr nachts der Wecker klingelte.

Zum Rennsteig

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.