Als ich aus dem Weihnachsurlaub zurück kam, wartete das Paket mit neuen Testschuhen bereits beim Nachbarn auf seine Abholung. Ich hatte ja keine Ahnung, was mir Brooks als Weihnachtsgeschenk liefern würde – geschweige denn, dass überhaupt ein Weihnachtsgeschenk zu erwarten ist. Also musste ich natürlich schnellstmöglich meinen Nachbarn belästigen, das Paket abholen und nachschauen was drin ist. Siehe da: Ein paar brandneue Brooks Transcend 2!

Da ich die neuen und super schicken Schuhe nicht im winterlichen Schmuddelwetter einsauen wollte, habe ich mir ein paar Monate Zeit gelassen, bis ich die Transcend 2 anfing zu testen. Gerade wegen des aufmarksamkeitsstarken Ferrari-rot der Schuhe, das ich keinesfalls in Mitleidenschaft ziehen wollte, habe ich bis Anfang April gewartet, bis ich die Schuhe für den ersten kleinen Lauf angezogen hatte. Denn da war das Wetter trocken und angenehm genug, so dass ich kaum Gefahr lief, die Schuhe würden durch meine Laufstrecken optisch besonders stark in Mitleidenschaft gezogen.

Im Juni 2014 hatte ich mich darum beworben, Brooks Messenger of Run Happy zu werden. Seit August 2014 ist es nun so weit: Im Rahmen dieses Programmes bekommen alle ausgewählten Blogger Produkte von Brooks kostenlos zugeschickt, die sie bzw. wir auf Herz und Nieren testen. Über meine Testergebnisse berichte ich hier in meinem Blog – natürlich vollkommen unverfälscht. Diese Produkte muss ich nicht zurück schicken. In unregelmäßigen Abständen werden wir außer dem zu Events von Brooks eingeladen, die wir gleichzeitig als Treffen der #runhappy-BloggerInnen nutzen. Dennoch spiegeln diese Beiträge meine eigene persönliche Meinung wider und nicht die von Brooks oder anderen Partnern des Run Happy-Programms. Das Bloggerprogramm wurde im Oktober 2016 in dieser Form eingestellt.

Warten auf gutes Wetter bis zum ersten Test

Zunächst war ich total überrascht. Obwohl die Transcend 2 von außen sehr klobig wirken, hatte ich überhaupt nicht das Gefühl dass sie klobig sind. Von Innen sind die Transcend 2 sehr weich und angenehm zu tragen und passten sich schnell meiner Fußform an. Da die Transcend 2 in meinen Augen eine feste und stabile Sohle haben dachte ich, die würden sich auf kurzen und schnellen Strecken gut machen. Denn bei solchen Einheiten bin ich ein Freund der direkten Umsetzung der Kraft auf die Strecke.

Also habe ich die Schuhe ein wenig zu Hause getragen, damit sie sich an meinen Fuß anpassen können. Nach ein paar Tagen Einlaufen ging es damit direkt auf die Laufstrecke.

Auf einmal spürte ich einen Gewichtsunterscheid bei Laufschuhen

Nach ein paar Einheiten im Tempobereich fiel mir aber auf, dass die Transcend 2 dafür nicht so gut geeignet scheinen. Oder ich mit ihnen da nicht so richtig klar komme – ist ja grundsätzlich erst mal beides möglich.

Einerseits spürte ich nach einer Weile deutlich das Gewicht von 346 Gramm an den Füßen. Ein paar Monate zuvor hätte ich noch felsenfest behauptet, dass ich keinen Unterschied merke, ob der Schuh 175g oder 350g wiegt. Die Transcend 2 haben mich aber eines besseren belehrt. Denn bei einem Tempolauf von etwas mehr als zehn Kilometern hatte ich das Gefühl, als hätte ich zusätzliche Laufgewichte an den Füßen. Zum Vergleich: Die Asics Gel Hyper 33, die ich bis dahin normalerweise für Tempo- oder Intervalläue trug, wiegen laut Herstellerangaben 270 Gramm, was rund 80 Gramm weniger sind. Klingt wenig, ist aber das Gewicht von ungefähr ein bis zwei rohen Eiern (je nach Größe).

Andererseits fühlte ich mich in den Schuhen bei diesen Läufen irgendwie nicht so richtig wohl. Zwar war die Sohle fest und stabil, aber irgendwie kam mir der Schuh plüschig vor. Ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll. Ich mag es, wenn die Schuhe wenig Dämpfung, dünnes Außenmaterial und eine flache Sohle haben. So, dass ich eben das Gefühl habe ich würde direkt auf dem Untergrund laufen. Bei den Transcend 2 war ich damit doch sehr weit entfernt. Es kam mir so vor, als würden die Füße in einer Art kuscheligen Wattebausch-Flausch liegen. Aber ohne, dass die Schuhe wirklich nachgeben, also dämpfen.

Auch auf Langstrecken zu wohlfühlig

Also habe ich die Schuhe für lange Strecken mit eher moderatem Tempo getragen. Denn mit diesem Wohlfühlfaktor sollten sie grundsätzlich auch für lange Läufe geeignet sein. Da durften es schon einmal 15 Kilometer ein paar mehr sein. Aber auch hier wurden die Brooks Transcend 2 nach einer Weile ziemlich schwer an den Füßen, dabei sind sie nur rund 50 Gramm schwerer, als meine normalen Langlauftrainingsschuhe.

Außerdem fehlte mir die Flexibilität und Bewegungsfreiheit des Fußes innerhalb des Schuhs. Ich halte es zwar für ein Ammenmärchen, dass Laufschuhe eine Nummer Größer als die normale Schuhgröße sein sollten, weil der Fuß anschwillt – aber das gilt nur so lange der Schuh selbst auch nachgibt und den Freiraum gewährt. Dabei war die Größe genau richtig: Mit der 43, in der ich auch die Ghost 7 trage, habe ich ausreichend Platz für meinen unförmigen Fuß, sowohl nach vorne, als auch an den Seiten. Es war aber nicht so viel Platz im Schuh, dass ich darin hin- und her rutsche und nach jedem Trainingslauf drei neue Blasen am Fuß habe. Genau die richtige Größe und Passform also. Dennoch hatte ich bei den langen Läufen zunehmend das Gefühl, dass mein Fuß beim Laufen irgendwie eingesperrt wird.

Die Guide Rail hält den Fuß fest

Ich fand dann auf runnersworld.de heraus, dass die Transcend 2 mit einer äußeren Kunststoffspange um die Ferse zusätzliche Stabilität bekommen. Dazu hat der Schuhe eine Konstruktion namens Guide Rail, die wie eine Brüstung wirken soll und scheinbar zumindest um den gesamten Vorfußbereich herum geht. Sie soll dafür sorgen, dass der Fuß besonders dann geführt und gestützt wird, wenn er zu sehr vom normalen Bewegungsmuster abweicht – was auch immer die Tester damit meinen.

Für mich bedeutet das genau das, was ich selbst fest gestellt habe: Keine Bewegungsfreiheit für den Fuß. Und die brauche aber unbedingt ich mit meiner Fuß- oder genauer gesagt: Zehenform. Denn meine Zehen sind leicht nach außen gebogen und brauchen daher ein wenig mehr Platz und Spielraum als normale Füße in der gleichen Länge.

Für mich war der Transcend 2 also weder für Tempo-Einheiten, noch für Langstrecken-Einheiten brauchbar. Bei beidem fühlte mich nicht so richtig wohl. Er sieht zwar in dem Rot toll aus und fühlt sich im ersten Moment auch sehr gut an, aber irgendwie war er für mich weder Fisch noch Fleisch. Deshalb habe ich mal nach geschaut, was der Brooks Transcend 2 eigentlich so alles unter der Haube hat und ob es nicht einen Grund gibt, warum er sich für mich beim Laufen nicht eignet.

Die Hersteller-Fakten

Laut dem Eintrag auf der Brooks-Webseite ist der Transcend 2 in die Kategorie Supportschuh einsortiert und hat jetzt 25% mehr Dämpfung, was ich aber nicht beurteilen kann da ich das Vormodell nicht getragen habe. Er soll für Läufer mit moderater Pronation sowie einer flachen bis mittleren Fußwölbung sein. Das klingt für mich nach einem Jedermann-Schuh, der vornehmlich für Einsteiger gemacht ist.

Die Sprengung – also der Höhenunterschied von der Ferse bis zur Zehenspitze beträgt laut Angaben knapp 9 mm. Das ist für einen Laufschuh ein ordentliches Mittelmaß. Meine Temposchuhe haben immer so zwischen 4 und 7 mm, Die Trainingsschuhe so zwischen 9 und 14 mm. Und wenn es mal ein oder zwei mehr sind, ist es auch nicht sehr schlimm.

Für Laufschuh-Fachberater ist der Transcend 2 ein Einsteigerschuh

Neulich war ich mal wieder im Frankfurter Laufshop und habe mir ein paar neue „echte“ Lighttrainer zugelegt – eben für die schnellen Tempoläufe und Intervalleinheiten. Bei der Gelegenheit habe ich auch nach dem Transcend 2 gefragt und mich mal beraten lassen. Ich hatte einfach gefragt, was mit dem Transcend 2 eigentlich ist und für welche Art von Läufen bzw. Läufern er sich eigentlich eignet. Denn wegen des stolzen Preises von rund 170,00 € (siehe Brooks Transcend 2 auf amazon.de) wollte ich genauer wissen, was diese Laufschuhe so besonderes haben.

Der Transcend 2 wird lieber von Einsteigern gekauft, als von erfahreneren Läufern. Aufgrund der Dämpfung und des sehr weichen Gefühls im Schuh mögen ihn die erfahrenen nicht so sehr. Im Laufshop haben zudem gutes Feedback von Läufern bzw. Läuferinnen mit Osteoporose sowie von LäuferInnen, die schwerer sind also üblich: So ab 90 Kilogramm Gewicht. Bei diesem Läufern kommt die Dämpfung und die Stabilität der Schuhe erst richtig zur Geltung und ist viel besser geeignet, als die Leichtgewichtigen Schuhe anderer Hersteller.

Fazit: Transcend 2 für mich als Laufschuh ungeeignet

Die Schuhe habe ich bei mir mittlerweile aus dem Laufschuh-Fach im Schuhschrank aussortiert. Sie stehen jetzt im normalen Schuhschrank. Denn wenn ich draussen unterwegs bin, machen die Transcend 2 durchaus eine gute Figur. Mal abgesehen davon, dass sie einfach ein Hingucker sind, sind sie nach wie vor super bequem. Wenn wir also spazieren gehen, oder eine längere Tour zu Fuß unternehmen, trage ich die Schuhe sehr gern. Denn die sind auch nach zwei Stunden noch angenehm zu tragen und machen mir keine Schmerzen im Fuß. Auch im Büro hatte ich die Brooks Transcend 2 schon ein paar mal getragen. Da sitze ich zwar die meiste Zeit, aber auch für diesen Einsatzbereich gibt es Schuhe, die mit der Zeit einfach unbequem werden. Die Transcend 2 gehören definitiv nicht dazu!

Es scheint aber, dass besonders für Laufeinsteiger, für schwere LäuferInnen und für LäuferInnen mit Gelenkproblemen die Transcend 2 ideal geeignet sind. Für mich hingegen sind die Transcend 2 ein Paar über bequeme Alltagsschuhe.

Weitere Testberichte zum Brooks Transcend 2

Ein Kommentar

  1. Wie unterschiedlich die persönlichen Eindrücke doch sind. Ich habe selbst den T2 für den PULSTREIBER (Danke für den Link) getestet und war begeistert. Aber: Ich bin eben ein vergleichsweise schwerer Läufer und laufe zumeist ein moderates Tempo. Generell mag ich keine weichen Schuhe und laufe lieber meine Zehenschuhe, aber der Brooks T2 ist nach wie vor unter meinen Top-3 von bisher rund 25 gelaufenen Schuhen.

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