Nach einem Jahr Pause habe ich mich wieder auf mein einziges 25km-Rennen im Jahr gewagt. Das Wetter versprach perfekt zu werden und trotz leichter Ermüdungserscheinungen wollte ich meine Bestzeit auf dieser Strecke angreifen. Also habe ich den Wecker gestellt und bin nach Seligenstadt gereist um meiner alten Laufstrecke bei dieser Gelegenheit wieder einen Besuch abzustatten.
Das letzte mal, dass ich meine Laufschuhe auf dem Mainuferweg zwischen Klein-Krotzenburg und Mainhausen-Süd abgewetzt habe ist bereits 17 Monate her und auch mein letzter Trainingslauf auf einem Teilstück der Rennstrecke liegt mehr als ein Jahr zurück. Daher war es für mich ein kleines Wiedersehen der alten Wirkungsstätte, an der ich in zwei Jahren rund 3.000 Laufkilometer abgespult habe. Am Start fühlte ich mich direkt wieder ein bisschen „zu Hause“.
Das Thermometer zeigt zweistellig: Zeit für die kurzen Hosen
Anfangs war ich mir allerdings nicht ganz sicher, wie ich das Rennen angehen will. Ich kenne auf der flachen Rennstrecke, die insgesamt etwa 1,25 Steigungen hat, jede Unebenheit und jedes Schlagloch. Am Dienstag zuvor hatte ich es im Fitnessstudio aber wohl leicht übertrieben und als Folge den Rest der Woche amtlichen Muskelkater in den Waden gehabt. Der war von Samstag auf Sonntag deutlich zurück gegangen – sonst wäre ich gar nicht an den Start gegangen. Aber das perfekte Laufwetter wollte ich nicht ungenutzt lassen und entschied mich für den Angriff auf meine Bestmarke. Es galt also 2 Stunden und 1 Minute auf dieser Strecke zu schlagen.
Direkt ab dem Start bin ich auf 4:30 min/km gelaufen, denn das hatte beim Halbmarathon Mitte März schon ganz gut geklappt – wenn auch nur für die ersten sieben Kiometer. In der letzten Woche habe ich beim Tempolauf die 4:30 schon zehn Kilometer lang durch gehalten. Meine Rechnung war total simpel: 10 Kilometer im 4:30er Schnitt laufen, dann hätte ich für die restlichen 15 Kilometer noch eine Stunde und fünfzehn Minuten, um unter besagten zwei Stunden zu bleiben. Das heißt, ich müsste die 15 Kilometer nur noch bei 5 Minuten pro Kilometer laufen – und das wäre ja gelacht!
Hätte, hätte – Fahrradkette! Es kam natürlich anders, als ich mir das ausgedacht hatte. Nach zehn Kilometern war ich schon spürbar erschöpft. Nichts desto trotz sagte ich mir: Bis Kilometer 15 schaffe ich das auch noch!
Gesagt, getan – so hatte ich nach einer Stunde etwas mehr als 13 Kilometer auf der Uhr, wie beim Halbmarathon vor drei Wochen. Die Messmatte bei Kilometer 15 passierte ich nach 1:07. Dann merkte ich, dass mir so langsam die Puste weg blieb.
Die Bremse ist kaputt
Ich versuchte das Tempo zu reduzieren, schaffte es aber nicht wirklich langsamer als 4:45 pro Kilometer zu laufen. Da stelle ich mich nach all den Jahren noch total unbeholfen an: Nach einer längeren Zeit im Lauf das Tempo deutlich zu verändern. Ich bin dann so sehr in meinem Rhythmus drin und es fällt mir total schwer, davon weg zu kommen. Ich habe mir an den beiden Verpflegungspunkten etwas mehr Zeit gelassen um dadurch zusätzlich eine kleine Verschnaufpause zu bekommen.
Mit der Ziellinie in Sicht setzte ich zum Endspurt an. Auf den letzten paar hundert Metern konnte ich tatsächlich noch einen Läufer überholen! Nach 1:56:06 überquerte ich die Ziellinie, da ich ein paar Sekunden nach dem Startschuß über die Startlinie lief, habe ich netto 1:55:51 gebraucht. Wahnsinn! Meine Zeit von 2014 hatte ich damit um sechs Minuten unterboten.
Und da beginnt ein wenig mein Frust: Sechs Sekunden vor mir lief ein Läufer ins Ziel, der aber acht Sekunden langsamer war als ich. Er muss vor mir über den Start gelaufen sein. Aber leider zählt bei den Läufen wohl die Bruttozeit, zumindest wenn man die FAQ des Zeitnehmers zur Bruttozeitfrage durchliest.
Schade drum, lässt sich aber nicht ändern. Nichts desto trotz bin ich von 252 Finishern als 63. ins Ziel gekommen und war in meiner Altersklasse sogar 13. Eine guter Start für den diesjährigen Mainlaufcup, direkt mal 87 Punkte einzubringen.
Nach dem Lauf ging es mir soweit ganz gut, habe ein paar Minuten im Zielbereich verschnauft und die ersten Sonnenstrahlen genossen. Bevor mir dann in den naßgeschwitzten Sachen kalt wurde, bin ich in die Turnhalle duschen – its echt schon eine feine Sache, wenn man dafür nicht stundenlang halbnackt anstehen muss. Dann ging es flott heim die Tasche abladen und ins Stadion, mir das kollektive Versagen am Bornheimer Hang angucken.