Der Verlag, bei dem ich arbeite, genauer gesagt: der Verlagsbereich, nimmt am Amazon Advantage-Programm teil. Hier kann man selbst die Bücher und Zeitschriften in den Amazon-Katalog aufnehmen, Produktbeschreibungen eingeben, Bilder hinterlegen, usw. [Zynismus ON] Für einen kleinen Aufwandentschädigungsanteil von nur 55% Nachlass auf den Nettopreis [Zynismus OFF] bringt Amazon dann das Buch an den Mann bzw. die Frau.

Deshalb bekomme ich regelmässig als so ein Advantage-Kunde den dazugehörigen Newsletter, der mich über die neuesten Entwicklungen, AGB-Änderungen usw. informiert. Als ich jedoch heute diese Nachricht las, schoss mir beinah der Frühstückskaffe aus der Nase heraus:

Neu bei Amazon.de: Amazon Vine – Lassen Sie Ihre Produkte von einflussreichen Amazon-Kunden bewerten

Amazon Vine bietet Verlagen die Möglichkeit, ihre Titel von unabhängigen Amazon-Kunden testen zu lassen und damit zusätzliche Rezensionen für ihre Artikel bei Amazon zu generieren. Entweder schon vor Veröffentlichung eines Titels – um so auch schon Aufmerksamkeit vor dem offiziellen Erscheinungstermin zu erhalten, oder bei bereits veröffentlichten Artikeln – um mehr Informationen zu Titeln zur Verfügung zu stellen. So funktioniert es: Top-Rezensenten und Top-Kunden von Amazon werden eingeladen, am Amazon Vine Programm teilzunehmen, um Kundenbewertungen für von ihnen getestete Produkte abzugeben. Vine-Produkttester können dann jeden Monat die Produkte auswählen, die sie testen wollen, erhalten die Produkte und stellen eine unabhängige Rezension zum Titel bei Amazon ein. Einige der Top-Rezensenten führen darüber hinaus auch eigene Blogs und haben häufig eine starke Präsenz in der gesamten Online-Community – und stellen dort ihre Rezensionen ebenfalls vor. So stehen bereits vor Erscheinungstermin eines Titels die für viele Kunden als Informationsquelle und zur Meinungsbildung dienenden Rezensionen zur Verfügung; zudem können Vine Rezensionen helfen, Kundenmeinungen – und damit den Erfolg von Titeln – frühzeitig abzuschätzen.

Bitte kontaktieren Sie uns über das Kontaktformular, falls Sie weitere Informationen zum Prozess und den Kosten einer Teilnahme an unserem neuen Programm wünschen.

Grundsätzlich finde ich die Idee ja gut: Den Teilnehmern zusätzlich anbieten, die Produkte von Multiplikatoren rezensieren zu lassen – sogar noch vor Erscheinen.

Was mir dabei aber sauer aufstösst:
Es klingt nach „Wir verkaufen dir Werbung und schreiben Rezension drüber.„,was ein gewaltiger tritt in den Hintern der anderen Kunden ist. Ich weiss nicht, wie viele Bücher aufgrund der Rezensionen verkauft werden, aber bei mir haben sie schon die eine oder andere Kaufentscheidung deutlich beeinflusst. Wenn ich nun davon ausgehe, dass Amazon zukünftig die Rezensionen für Bücher verkauft, kann ich die eigentlich nicht mehr ernst nehmen!

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Kunde für die Ungewissheit mitbezahlt, ob die Rezension nicht vielleicht nicht positiv ausfällt. Zumindest dürfte das der Hauptmotivationsgrund dafür sein, eine eben solche als Verlag zu kaufen. Darüber hinaus kann ich mir beim besten Willen auch nicht vorstellen, dass Amazon sich die Teilnahme am Vine-Programm (für Unternehmen) nicht bezahlen lässt. Dazu sind die bisher einach zu sehr Halsabschneider.

Ich dachte bisher wäre Amazon -gerade durch die Rezensionen und bewertungen und Weiterempfehlungen – ein Vorreiter in Sachen Social Media und wird häufig zusammen mit Social Commerce in einem Satz genannt.

Vielleicht habe ich mich aber auch geirrt und Amazon macht das ganz uneiegennützig.

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