Der Werbeblogger hat vergangene Woche in einem seiner Beiträge einen guten Aufhänger für einen neuen Beitrag gegeben. Er schrieb Wer teilt, gewinnt.
Zwar geht es in seinem Beitrag um die Verwertung von Urheberrechten und deren Gesellschaften (z.B. die GEMA), ich möchte mich hier diesem Aspekt jedoch eher aus sozio-kultureller Richtung nähern und versuchen zu beschreiben, worum die 2.0-ige Generation sich gegenüber den Alten Männern mit Kugelschreibern so schwer tut.

Das veraltete System

Meiner Meinung nach hat das System „Führen duch Kontrolle“ ausgedient. Die Web-2.0-Community macht vor: Wer teilt gewinnt. Das klappt aber nur so gut, weil alle mitmachen. Jeder kann und soll von dem Wissen der anderen profitieren – das Sprichwort: Man muss nicht alles wissen, aber wissen, wo es geschrieben steht“ kennt seit einigen Jahren im Wesentlichen nur noch eine Antwort: Google. Die Web-2.0-Tools wie Blogs, Wikis, Social Networks etc. machen es besonders einfach, zu teilen. Wissen teilen und kollaborativ nutzen – das ist die Devise. Die Share Economy ist auf dem Vormarsch!

Entscheidungen zu zentralisieren ist ineffektiv

Entscheidungen werden lahm gelegt, weil die Transaktionskosten für eine Entscheidungsfindung enorm hoch sind. Ein kleiner Personenkreis braucht viel zu viel Zeit, um alle relevanten Informationen herbei zu schaffen, zu sichten, auszuwerten und letztendlich für eine Entscheidung anzuwenden. Das schlimmste dabei ist: Ist der Status „Jetz kann ich entscheiden.“ erreicht, haben sich die Ausgangsfaktoren meistens schon völlig verändert. Somit werden Entscheidungen von Führungskräften meist aufgrund veralteter Situationen getroffen. Statt dessen sollte man lieber auf die Intelligenz der Masse und eind Stück weit auf seine Intuition vertrauen. Fragen kostet nichts.

Vertrauen ist rar

Aber da ist die Sache mit dem vertrauen. Um jemanden (oder gar eine große Menge Personen) um Rat zu fragen und diesen dann auch noch zu akzeptieren, bedarf es Vertrauen. Davon gibt es aber viel zu wenig. Gerade in hierarchisch durchdeklinierten, durchstrukturierten Unternehmungen. Das Vertrauen in die hierarchisch untergeordnete Ebene ist quasi nicht vorhanden. Wird aber anders herum – in Form von Loyalität – verlangt. Eben dies funktioniert in der Share-Economy nicht. Denn wo man kein Vertrauen entgegen gebracht bekommt, gibt es keine Loyalität zurück – wenn nicht gemeinsame Werte oder moralische Vorstellungen geteilt werden, wird es auch an Glaubwürdigkeit und Authentizität mangeln. Geben werde ich nur dann etwas, wenn auch etwas zurück bekommen kann. Aber wenn ich weiß, dass alles was ich zu geben bereit bin – seien es materielle oder moralische Werte – und nichts dafür zurück bekomme, dann lass ich es doch gleich bleiben!

Schöne neue Welt, böse alte Welt

Das funktioniert im Web, bei den Digital Natives untereinander, wunderbar. Hier existiert ein Basiswert an Vertrauen, den jeder gibt und jeder bekommt. Denn jeder aus dieser Sub-Gesellschaft weiß: Alle zusammen können viel mehr erreichen, als ein einzelner! Der Grundgedanke des Teamwork ist sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen: je mehr ich gebe, desto mehr bekomme ich zurück. [Matthias Schrader] Damit verhält sich dieser Teil der Gesellschaft vollkommen anders als „klassische“ Unternehmen (bisher), wo Teamwork in Bewerbungsgesprächen, Assesment Centern und schon im Vorfeld bei den Stellenausschreibungen immer wieder gefordert wird, aber zu oft nichts weiter als eine hohle Phrase ist. Seien wir doch mal ehrlich zu uns selbst: in den meisten Unternehmen gilt nach wie vor das militärische Prinzip: Befehl & Gehorsam. Zuhören, Hirn abschalten, ausführen. Jeder ist der Assi(stent) vom Chef.

Die Zukunft ist noch weit entfernt

Bis Allgemeinkulturell der Gedanke „wer teilt, gewinnt“ das soziale Leben dominiert, werden sicher noch ein, zwei, drei Generationen vergehen. Gelobt seien jene Pioniere, die dies jetzt schon in vollem Umfang leben (können). Web 2.0 ist keine Technik, es ist eine Lebenseinstellung. Und wenn diese erst einmal die reale Welt erreicht, dann Bedarf es auch keiner verkappten und verbohrten Streitigkeiten über Urheberrechte und Künstlervergütungsmodelle aus dem (*tusch*) zwanzigsten Jahrhundert.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.