Kurz nachdem ich die Transcend 2 auf den ersten Laufrunden getestet hatte, flatterte schon das nächste Paar Laufschuhe ins Haus: Die Brooks Pure Connect 4. Ein Hammer-Schuh! Unserer Laufbeziehung hatte zwar ein paar Startschwierigkeiten, aber mittlerweile möchte ich sie nicht mehr in meinem Schuhschrank missen.

Bei Laufschuhen ist mir immer wichtig, dass es sich um Neutralschuhe handelt. Das sind Schuhe, die nicht mit ihrer Bauweise versuchen, meinen Fuß in eine bestimmte Richtung gegen Über-Pronation oder Supination zu drängen. Für diesen Zweck lasse ich mir  nämlich Einlagen machen, die das korrigieren. Ein Schuh, der das machen würde, würde also nicht mit meinen Einlagen zusammen funktionieren.

Der PureConnect 4 ist ein solcher Neutralschuh. Undzwar so was von neutral! Am Schuh selbst ist gar nichts, was in irgend einer Weise den Fuß versucht zu bewegen.

Im Juni 2014 hatte ich mich darum beworben, Brooks Messenger of Run Happy zu werden. Seit August 2014 ist es nun so weit: Im Rahmen dieses Programmes bekommen alle ausgewählten Blogger Produkte von Brooks kostenlos zugeschickt, die sie bzw. wir auf Herz und Nieren testen. Über meine Testergebnisse berichte ich hier in meinem Blog – natürlich vollkommen unverfälscht. Diese Produkte muss ich nicht zurück schicken. In unregelmäßigen Abständen werden wir außer dem zu Events von Brooks eingeladen, die wir gleichzeitig als Treffen der #runhappy-BloggerInnen nutzen. Dennoch spiegeln diese Beiträge meine eigene persönliche Meinung wider und nicht die von Brooks oder anderen Partnern des Run Happy-Programms. Das Bloggerprogramm wurde im Oktober 2016 in dieser Form eingestellt.

Aller Anfang ist schwer

Brooks PureConnect 4
Die Brooks PureConnect 4 in schwarz/neon

Wie üblich, trage ich neue Laufschuhe erst einmal ein paar Tage daheim in der Wohnung – als Hausschuhe sozusagen. Das hilft mir, ein ersten Gefühl für die neuen Schuhe zu bekommen und es hilft auch den Schuhen, sich langsam an meine Füße zu gewöhnen.

Die ersten Gehversuche mit dem PureConnect 4 waren … einfach nur unglaublich. Die Sohle kommt fast ohne Dämpfung aus, das Obermaterial ist aus einem Stück ohne Nähte und sonst irgend einen Schnick-Schnack. Der PureConnect fühlten sich an, als würde ich gar keine Schuhe tragen. Ein vergleichbares Gefühl boten mir bisher nur die Vibram Five Fingers. Ich konnte es nicht erwarten, die ersten Läufe mit diesen Schuhen zu starten.

So kam der erste Trainingseinheit, für die ich die PureConnect auserkoren hatte. Aufgrund der Beschaffenheit war für mich sofort klar, dass diese Laufschuhe hauptsächlich bei schnellen Läufen zum Einsatz kommen. Denn bei Tempodauerläufen und Intervalleinheiten mag ich einfach ein Paar Laufschuhe, bei denen ich direkten Bodenkontakt spüre. Für solche Läufe wähle ich immer Strecken, die möglichst wenig „Widerstand“ haben, also wenig Steigung haben und möglichst festen, ebenen Untergrund – idealerweise asphaltierte Wege, die an den Rändern nicht sehr stark abfallen. Bei diesen Strecken kann ich dann auch gut auf Dämpfung und Support seitens der Schuhe verzichten – es gibt ja fast nichts auszugleichen.

Bei den Brooks PureConnect 4 ist der Zehenbereich der natürlichen Fußform nachempfunden.

Ich lief die PureConnect 4 in genau zwei Einheiten zu jeweils rund zehn Kilometern ein. Das hat mir dann erst einmal gereicht, denn sie streikten. Die Schuhe wollten wohl nicht so recht mit mir und haben sich gewehrt. Denn: am rechten Schuh, genau zwischen dem großem Zeh und dem daneben hat das Material nachgegeben. Von der Schuhspitze aus für etwa zwei bis drei Zentimeter verlief ein Knick.

Der „Bruch“ hat sich beim Aufsetzen tief zwischen meine Zehen gebohrt, besonders dann.  wenn ich beim Laufen auf der Ferse aufsetzte. Damit waren die Schuhe für mich unbrauchbar für weitere Läufe. Ich habe zwar festgestellt, dass sich der Knick nicht so tief bildet, wenn ich nur auf dem Vorfuß aufsetze, das hat mir aber auch nicht wirklich viel genützt. Um Blasenbildung, Scheuern und Schmerzen zu vermeiden, hatte ich die Schuhe zunächst aussortiert.

Dank dem Betreuungsteam bei Brooks konnte ich die Schuhe aber umtauschen – für die PureFlow 4. Die sind den PureConnect 4 sehr ähnlich, jedoch spürbar stärker gedämpft. Aber auch diese entwickelten nach drei oder vier Probeläufen einen ähnlichen „Fehler“, weshalb ich sie nicht mehr zum Laufen sondern nur noch in der Freizeit trage.

Ich wollte unbedingt diese Schuhe

Die PureConnect 4 haben mir auf den paar Läufen enorm viel Spaß gemacht, ich fand es unglaublich toll dieses Gefühl von Nichts an den Füßen zu haben. Ich hatte den Eindruck, dass ich mit diesen Schuhen tatsächlich schneller laufen würde – auch wenn die Statistik bewies, dass das nicht der Fall war. Sie haben mir genau das richtige Maß an wohlfühliger Bewegungsfreiheit für die Füße und direktem Bodenkontakt für den Lauf gegeben. Es musste doch einen Weg geben, mit den Schuhen zu recht zu kommen.

Dass sich ein Ersatzpaar der PureConnect 4 anders verhalten und das Material meiner Fußform erfolgreich Widerstand leisten würde, daran habe ich von Anfang an nicht so recht geglaubt. Aber ich erinnerte mich an einen Satz, den mir mein Einlagenmacher meines Vertrauens einmal sagte:

Wenn der Schuh an der Spitze einknickt, dann ist er zu groß. Der Knick entsteht, weil es die einzige Stelle ist, an der das Material nachgeben kann wenn der Druck des Fußen auf die Sohle nicht bis weit genug in die Spitze ausgeübt wird. Es sei denn die Schuhe sind nicht fest zugeschnürt, dann könnte unter Umständen der ganze Oberfuß mit nach vorne rutschen – das ist aber in den wenigsten Fällen gewollt.

Da ich aber so scharf auf die PureConnect 4 war, habe ich mir die zwei Monate später dann in meinem Läufer-Fachgeschäft bestellt. Dieses mal aber in zwei Größen, davon ein Paar in einer halben Nummer kleiner, als ich sie üblicherweise trage. Das gute am Laufshop: Ich kann die Schuhe innerhalb 30 Tage zurück geben, auch wenn sie getragen sind.


Und siehe da: Das hat funktioniert. Die Schuhspitze hat eine Weile gehalten und keine Probleme gemacht. Zwar hat das Material dann nach ein paar hundert Kilometern dennoch nach gegeben, aber das war bei weitem nicht so schlimm, wie beim ersten Paar. Ich bin mir seither nicht sicher, ob das nicht irgendwie an der Art und Weise liegt, wie die Sohle an der Schuhspitze gebaut ist. Zwischen den Zehen sind Einkerbungen, damit sich die Partien unabhängig voneinander und somit flexibel bewegen können. Und scheinbar verlange ich dem zusammenhaltenden Material zu viel ab.

Trotzdem sitzt der Schuh einfach genial am Fuß

Die PureConnect 4 sind minimalistische Laufschuhe. Ohne besondere Dämpfung oder sonst irgendeiner Verstärkung in der Sohle belassen sie den Fuß genau so, wie er gewachsen ist. Lediglich die abgerundete Ferse hilft dabei, besser und flüssiger mit dem Fuß abzurollen.

Eine gerade bzw. eckige oder kantige Fersenbereich beim Laufschuh bewirkt beim Aufsetzen einen ziemlichen Kraftverlust. Beim Aufsetzen auf der Ferse geht dann viel Energie verloren und natürlich braucht der Schuh dann an dieser Stelle auch eine stärkere Dämpfung. Dieser Kraftverlust macht am Ende des Tages logischerweise langsamer – von den Kräften, die dabei auf die Gelenke in Knie und Hüfte wirken, will ich gar nicht erst anfangen.

Ich bin schon lange kein Fersenläufer mehr und habe mir vor Jahren – mehr oder weniger erfolgreich – angewöhnt, auf dem Mittelfuß oder bei schnellen Sprints auch auf dem Vorfuß aufzusetzen. Wenn ich aber einen schlechten Tag habe oder mein Bewegungsapaarat vom Fitnessstudio oder Fußballspielen ein wenig … ich sage mal „in Mitleidenschaft gezogen“ ist, dann falle ich immer mal wieder in solch einen energieraubenden Laufstil zurück. Der abgerundete Fersenbereich des PureConnect hingegen sorgt dafür, dass der Fuß schnell und flüssig nach vorne abrollt und somit weniger Vorwärtsenergie verloren geht.

Das ist eben an den Tagen, an denen mein Laufstil eben etwas behäbiger ist, einfach besonders hilfreich. Bei der Brooks Pure-Linie (also die PureConnect, PureFlow und PureGrit) sind die Fersenbereiche durchweg verhältnismässig sark abgerundet.

Der PureConnect 4 ist ein Fliegengewicht

Das so genannte Navband umschließt den Fuß etwa auf Höhe des Mittelfußknochens und hält den Schuh zusätzlich zur klassischen Band-Schnürung recht stabil am Fuß. Da das Obermaterial gefühlt aus einem einzelnen Stück besteht, merke ich beim Laufen überhaupt nicht, dass ich noch einem Schuh am Fuß trage. Es ist ein bisschen wie Barfußlaufen, ohne dabei schmutzige Füße zu bekommen.

Jedenfalls habe ich mit diesen Schuhen sehr viel Spaß. Denn wie gesagt: Für schnelle Einheiten mag ich es eher minimal am Fuß. Die PureConnect haben eine Sprengung – also Höhenunterschied von der Ferse bis zur Zehenspitze – von 4mm oder 2,8mm – je nachdem, welche Quelle man zu Rate zieht. Mit knapp 225 Gramm sind sie zudem ein echtes Leichtgewicht.

Meine Erfahrungen mit den PureConnect 4

Mit den PureConnect 4 habe ich bis heute rund 450 Kilometer zurück gelegt. Die Schuhe habe ich die ersten 100 bis 150 Kilometer überwiegend auf mittleren Strecken (ca. 10 bis 15 km) eingelaufen, das aber direkt in Tempodauerläufen. Später bin ich damit auch intensive und extensive Intervallläufe gelaufen und habe den PureConnect 4 Tempodauerläufe von bis zu knapp 26km (inkl. Ein- und Auslaufen) abgefordert.

Auf kurzen, schnellen Strecken sind sie dabei echt genial: Ich spüre sie kaum am Fuß, sie wiegen nichts und sie bieten mit einen unvermittelten Kraftübertrag auf den Untergrund. Sie sind ein wenig wie ein Sportfahrwerk am Auto. Das macht mir mit diesen Laufschuhen extrem viel Spaß und es fällt mir deshalb leichter, an meine Belastungsgrenzen zu gehen.

Bei den langen Läufen hingegen spürte ich dann doch irgendwann, dass diese Nulldämpfung auch Tribut fordert: Die Fußmuskulatur wird stärker als üblich beansprucht. Da die bei mir diese Belastung aber noch nicht ausreichend gewohnt bzw. trainiert ist, hatte ich das eine oder andere mal einfach Muskelkater in den Füßen. Aber nicht nur nach dem Laufen, sondern auch während dessen. Bei mir fing das in der Regel nach etwa 90 Minuten laufen an, war aber am Ende der Marathonvorbereitung deutlich besser, als anfangs.

Der PureConnect 4 macht Spaß, ist aber nichts für Einsteiger

Wenn du es nicht gewohnt bist, minimale oder so genannte „natural running“ Laufschuhe zu tragen, solltest du dir mit diesem Paar eine großzügige Eingewöhnungszeit gönnen. Ich schätze, dass du regelmässig mindestens zwei bis drei mal die Woche laufen gehen solltest, bevor du dich an diese Schuhe herantraust. Und falls dir die Schuhe zu krass sind, dann passen zunächst vielleicht die PureFlow 4 einfach besser, da die etwas weicher sind und mehr Dämpfung bieten.

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