1. Allgemeines

Das Wort Wiki stammt aus dem hawaiianischen und bedeutet „schnell“. Doch mit der Entwicklung des wohl berühmtesten Wiki-Projektes Wikipedia zum Massenphänomen, wir dem Wort Wiki das Akronym „What I Know Is…“ unterstellt. Weitere bekannte Wiki-Projekt sind zum Beispiel Discogs – ein weltweiter Katalog von Tonträgern. Es gibt auch andere, spezielle Wikis wie z.B. zum Thema Podcasts oder Ubuntu (eine Linux-Version). Aber auch die Piratenpartei unterhält ein eigenes Wiki, das so genannte Piratenwiki.
(The Economist, 2006)

Alle Wikis dienen dazu, das Fachwissen ihrer Nutzer zu einem bestimmten Thema zusammen zu führen, in dem sie gemeinsam eine Beiträge bzw. Artikel erstellen und bearbeiten. Vom Grundsatz ist ein Wiki nur eine Sammlung vieler verschiedener Webseiten zu einem bestimmten Themenkomplex. Wikis sind die puristischste Form von partizipierender Kreativität und Wissensverbreitung. Sie repräsentieren eine Sozialisierung von Expertise. Dies wird dadurch verstärkt, dass sich die Community eines Wikis einer bestimmten Konvention und meist auch einem bestimmten Ziel, das es mit dem Wiki zu erreichen gilt, verschreiben. Das Ziel von Wikipedia ist z.B. die Liberalisierung von menschlichem Wissen, dass jedem (mit Internetzugang) kostenlos zugänglich sein soll. (Koch und Richter, 2007; The Economist, 2006)

2. Vorteile von Wikis

Die Besonderheiten, die Wikis bei Nutzern so beliebt machen sind einfach zu erklären. In einem Wiki können Beiträge nahezu ohne Vorkenntnisse in Programmiersprachen o.ä. bearbeitet und erstellt werden. Zur übersichtlichen Darstellung kann der Text formatiert werden – hierfür gibt es eine spezielle Wiki-Syntax. Neuere Wikis verfügen aber schon über einen so genannten WYSIWYG-Editor, der es Autoren leicht ermöglicht, ohne Kenntnisse der Syntax die Texte zu formatieren. Bei Wikis ist dies aber eher zweitrangig, da es an erster Stelle auf den Textinhalt ankommt. Artikel in einem Wiki sind also von jedem Nutzer leicht zu verändern und zu korrigieren bzw. zu verbessern. Die einzige kleine Hürde, die es zu überwinden gilt, ist ein bestehender Benutzer-Zugang. Dieser Zugang erlaubt anderen Nutzern nachzuvollziehen, welche Beiträge ein Nutzer erstellt und verändert hat, bietet aber darüber hinaus auch die Möglichkeit an Diskussionen z.B. über Änderungen an Beiträgen oder über Vorschläge für neu anzulegende Artikel teilzunehmen. (Li und Bernhoff, 2009; Koch und Richter, 2007)

3. Vorbehalte gegenüber Wikis

Einer der größten Vorbehalte gegenüber Wikis ist, dass die Korrektheit eines Artikels niemals vollständig sichergestellt werden kann. Dies gilt für unternehmensintern genutzte Wikis gleichermaßen wie für öffentliche Wikis wie Wikipedia oder Discogs. Der Grund für diesen Vorbehalt liegt im größten Vorteil der Wikis: Jeder Nutzer kann jeden Eintrag bearbeiten und verändern. Da beduetet gleichzeitig, dass sie auch völlig ungeprüfte und falsche oder unsinnige neue Einträge erstellen dürfen. Absichtlich falsch eingestellte oder geänderte Einträge werden in der Fachliteratur mit Vandalismus verglichen. Das System eines Wikis gibt jedoch keine Möglichkeit, davor zu schützen. Bei sehr großen Wiki-Projekten wird auf die Weisheit der Masse vertraut: Die Genauigkeit und Korrektheit der Artikel steigt, je mehr und je öfter er gelesen wird – eine Art quasi-darwinistischer Vorgang, da jeder Leser zur Qualitätssicherung beitragen kann und bei großen Wikis dies auch stark genutzt wird.

Darüber hinaus wird es durch eine umfangreiche Versionierung der Beiträge mit Diskussionsmöglichkeit leicht nachvollziehbar, welche Änderungen durch welchen Nutzer vorgenommen wurden. Das Versionierungssystem ermöglicht es ausserdem, „per Mausklick“ eine frühere Version eines Beitrages wieder herzustellen. Der Arbeit solcher „Vandalen“ kann so sehr schnell Einhalt geboten werden. Die Vandalen werden oft schnell aus der Community ausgeschlossen, da ihnen durch die anderen Mitglieder kein Gehör mehr geboten wird. Die Nutzer werden durch die Transparenz des System und dem wachenden Auge der Community gezwungen Beiträge nach bestem Wissen und Gewissen zu pflegen. (Koch und Richter, 2007; The Economist, 2006)

4. Wikis im Enterprise 2.0

Wikis werden auch als Gruppeneditoren bezeichnet und sind damit gegesätzlich zu Blogs, die ein Kommunikationsmedium darstellen. Wikis ermöglichen es, den sequentiellen Austausch von Dokumenten – z.B. via E-Mails – enorm zu vereinfachen. Wo einzelne Text- oder Tabellen-Dokumente regelmässig durch mehrere Benutzer bearbeitet werden, bietet sich unter Umständen schon der Einsatz von Wikis an. Um einer mehr oder weniger fest definierten Gruppe von Personen zu erlauben an einem Dokument aus mehreren (ggf. untereinander) verlinkten Webseiten zu arbeiten, bietet ein Wiki genau die richtige Basis. Dies lässt sich besonders gut anwenden, wenn die Zusammenarbeit eng gekoppelt oder schwer zu koordinieren ist. Die häufigsten Anwedungsgebiete von Wikis in Unternehmen sind:

  • Dokumentation von Wissen (Handbücher, FAQs, Installationsanleitungen, Schulungsanleitungen, Glossare)
  • Projektmanagement (Gesprächsnotizen, Projektbeschreibungen, Zeitpläne, Tagesordnungen, Testergebnisse)
  • Sammlung / Austausch von Informationen (Link-Sammlungen, Notizblock, ToDo-Listen)
  • Plattform für internationalen Expertenaustausch
  • persönliches Informationsmanagement (Notizbuch)

5. Einführung von Wikis

Vor der Einführung von einem Wiki in ein Unternehmen muss klar definiert und besprochen werden, welches Ziel in welcher Form erreicht werden soll, was die Beteiligten dazu leisten sollen und was sie von dieser Arbeit und dem Wiki an sich erwarten können. Darüber hinaus muss sich der Initiator bzw. der Administrator eines Wikis im Vorfeld Gedanken darüber machen, wie die Qualitätssicherung des Wikis erfolgen soll. Hier gibt es zwei gegensätzliche Ansätze: zum einen die Qualitätssicherung durch den Administrator bzw. einer Administratoren-Gruppe selbst, zum anderen das Wikipedia-Prinzip, in dem die Mitarbeiter diese selbst durchführen. Dies muss jedoch jedes Unternehmen in Abhängigkeit von seiner eigenen Kultur selbst entscheiden.

Zudem sollten Mitarbeiter von Anfang an dazu motiviert werden, dem Wiki beizutragen. Um die Mitarbeiter beim Start des Wikis nicht zu sehr zu beanspruchen empfiehlt es sich, das Wiki schon im Vorfeld um einige Beiträge anreichern zu lassen. Dies kann durch den Initiator oder Administrator geschehen oder durch eine kleine, ausgewählte Vorreiter-Gruppe.
Wichtig bei der Einführung eines Wikis ist, die Mitarbeiter frühzeitig einzubinden und ihnen die Vorteile für ihre täglich Arbeit und das Unternehmen aufzuzeigen. Den Beitragenden müssen hierbei kreative Freiräume ermöglicht werden – einen Grundstock an Regeln für die Verwendung des Wikis aufzustellen ist trotzdem sinnvoll. Das Motto hierbei sollte lauten: „Fruchtbares Fusionieren von Führung und Freiheiten„.

Der Einsatz einer Vorreiter-Gruppe scheint bei größeren Unternehmen für die Einführung eines Wikis am meisten Erfolg zu versprechen. Die Vorreiter-Gruppe kann neben dem eigentlichen Befüllen des Wikis auch die Tauglichkeit des Wikis hinsichtlich Layout, Editor-Möglichkeiten und Beitrags-Regelungen testen und bis zur tatsächlichen Einführung optimieren. (Zaboura, 2009; Koch und Richter, 2007)

6. Möglichkeiten durch den Einsatz von Wikis

Einige Unternehmensführungen setzen bereits Wikis ein, um beispielsweise ihre Strategiepapiere ihren Mitarbeitern offen zu legen. Mitarbeiter ihrerseits gehen mit diesen Informationen vertrauensvoll um. Wikis sind ideal, um sich über den aktuellen Stand von Projekten auf dem Laufenden zu halten. Sowohl Führungskräfte und Kollegen, aber auch alle Beteiligten profitieren hierbei vom schnellen Informationsfluß. Für Mitarbeiter bietet sich die Möglichkeit, ihre Erfolge für ihren Vorgesetzten und für sich selbst aktuell und übersichtlich darzustellen. Durch die Änderungshistorie der Projekte kann nachvollzogen werden, wie sich die Strategie und Ausrichtung geändert hat und welche Wissenslücken bereits geschlossen wurden.

Das Angebot der Unternehmensführung an die Mitarbeiter, „auf Augenhöhe“ zu partizipieren kann und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen, neue Impulse zu bekommen und ernsthafte Ideen zu entwickeln. In der Informations- und Wissensgesellschaft kann sich kein Unternehmen mehr erlauben, auf firmeninternes und -externes Wissen zu verzichten. Unternehmen sollten die die ideenstärksten Mitarbeiter identifizieren und zusammenführen. Hierfür eigenet sich ein Wiki besonders gut, da die Quantität und Qualität der Beiträge transparent einzuschätzen ist. Unternehmen, die ihre Mitarbeiter zu Wissensmultiplikatoren machen, schaffen Synergieeffekte und sichern nachhaltig Wissen und Arbeitskraft.

7. Quellen

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