Am siebten Tag unseres Road Trips wartete das erste richtig große Highlight auf uns: Das Nordkap. Erneut sind wir erst um die Mittagszeit losgefahren. Wir hätten die Möglichkeit gehabt, zwischen 1 und 6 Uhr (nachts) mit dem Van bis zum Globus vor zu fahren – das war uns aber nicht so wichtig. Wir wollten erst mal einfach nur dort ankommen.

Das Licht am A-Team Bus konnten wir nur behelfsmässig reparieren. Scheinbar sind die Verkabelung und die Schalter so alt, dass irgendwelche Kontakte nicht richtig funktionieren. Ich habe ja keine Ahnung von so etwas. Pipo und Hector haben eine Weile daran rum gebastelt – die Scheinwerfer an sich funktionieren. Jedoch nicht so, dass sie dauerhaft an bleiben. Wir fahren jetzt mit Parklicht plus Nenelscheinwerfern weiter. Denn in den restlichen Ländern, die wir durchfahren, ist das Fahren mit Licht auch tagsüber vorgeschrieben.

Auf dem Weg Richtung Norden konnten wir noch mehr atemberaubende Natur durchqueren. Es ist nahezu unbeschreiblich schön hier! Und es wurde mir bewusst, wie schwer die Natur arbeitet. Nur mit Wind, Wasser, Sonne und einer riesig großen Portion Zeit hat sie die Landschaften geformt – und ist immer noch dabei! Es faszinierte mich zu sehen, wie auf den Schattenseiten der Berge nur Moos – wenn überhaupt – wächst, während auf der Sonnenseite zumindest kleine Bäume und Büsche wachsen. Und mitten hindurch führt die einsame Landstraße! Da komme ich mir richtig klein und unbedeutend vor – erst recht mit den First World Problems, die man mit sich rum schleppt.

Am Nordkap angekommen fuhren wir auf den riesigen Parkplatz für 100 norwegische Kronen (rund 10 €). Ein gigantisches Besucherzentrum haben sie dort hoch gezogen. Obwohl es schon spät am Abend war als wir ankamen, waren viele Menschen unterwegs. Nach der obligatorischen Foto-Sesdion haben wir uns einen Kaffee gegönnt, das Museum angeschaut und den Souvenir-Shop um Andenken erleichtert.

Auf dem Rückweg vom Nordkap haben wir drei Radlerinnen getroffen, die vor dem 7 km langen Tunnel warteten. Sie kamen von Alta und wollten mit ihren Rädern zum Nordkap – inklusive Camping auf dem Weg dorthin. Ich bin mir nicht sicher, warum sie nicht hindurch fuhren. Angenehm ist das bestimmt nicht, sondern laut und stickig und dunkel. Aber draussen in der Kälte warten?

Wir boten ihnen unsere Hilfe an, die sie dankbar annahmen. Die drei Mädels haben sich gefreut wie kleine Schneeprinzessinnen! Wir räumten den Van aus, so gut es ging. Trotzdem mussten wir zu dritt vor dem Tunnel warten. Drei Personen und drei Fahrräder zusätzlich war dann doch zu viel, das passte nicht hinein.

Während wir auf die Rückkehr des Vans warteten, fand ich einen einzelnen Knochen und wir machten uns einen kleinen Spaß damit. Beim Herumwandern in der näheren Umgebung aber machten wir eine schaurige Entdeckung: Die Überreste einer verendeten Rentierkuh nebst der Skelette von drei Jungtiere lagen in Flussnähe. War sie hier bei der Geburt gestorben? Oder gibt es hier möglicherweise Raubtiere wie Wölfe oder Bären? Unheimlich! Vor allen Dingen, weil wir noch weitere Skelette anderer Tiere fanden.

Als Flipsy mit dem Van wieder kam hiess es: bloß schnell weg hier! Wir düsten Richtung Finnland, Ivalo hieß unser nächstes Ziel. Es war bereits nach Mitternacht, aber so wirklich müde war keiner von uns.

Bei durchgehendem Tageslicht verschwimmt die Grenze zwischen Tag und Nacht bzw. Wach- und Schlafzeit zunehmend. Ich werde einfach nicht so früh müde. Den anderen geht es aber genau so. Ich bin so lange wach, bis es wirklich nicht mehr länger geht, der Körper abschaltet und in den Sleep-Modus wechselt. Bis dahin gibt es kaum Anzeichen von Müdigkeit, ich bin hellwach – im wahrsten Sinn des Wortes. Schon verrückt, dieses Polartag / Polarnacht Dings! Vielen einheimischen und Touristen scheint es aber genau so zu gehen. Mitten in der Nacht gehen Menschen in den kleinen Ortschaften, die wir durchfahren, spazieren.

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