Wieder mal hatte ich ein Schlüsselerlebnis, das mir die Augen öffnete. Und dieses mal betroffen: QR-Codes, die vermeintlichen Heilsbringer. Denn diese unscheinbaren, kleinen Hilfsmittel, zusammengebaut aus weißen und schwarzen Vierecken sind nämlich der Alleskönner in der Werbung. Nicht.

QR-Codes sind mittlerweile doch recht weit verbreitet. Das liegt sicher zum einen daran, dass heutzutage fast jeder ein Smartphone hat, aber zum anderen auch daran, dass sich Werbung immer mehr im Internet abspielt. Das soll nicht gleichbedeutend damit sein, dass sich Werbung in „klassischen“ Medien wie Print, TV oder Radio immer mehr zurück zieht, sondern einfach der Umstand, dass Werbung online – ungeachtet der Aufmerksamkeit und der damit verbundenen Effizienz – einfach viel mehr Platz hat. Und QR-Codes bilden eben die Brücke: Vom unbewegten, statischen, klassischen Print-Medium in die digitale Welt, wo ich als Werbetreibender einfach mehr Raum habe, um meine Botschaften in aller Ausführlichkeit darzulegen. Daher werden mittlerweile wohl fast alle Plakate, Anzeigen und sonstwas damit ausgestattet. Ja, selbst an den Fahrkartenautomaten des ÖPNV gibt es fast immer auch QR-Codes.

Viele Werbetreibende sind aber auf den Trugschluß hereingefallen, QR-Codes seien das aktuelle große Ding. So scheint es mir zumindest. Denn QR-Codes auf den Plakaten, den Anzeigen und in den Flyern dieser Welt zeigen vermeintlich eines: „Wir sind ein total cooles und hippes Unternehmen, wir haben nämlich auch QR-Codes.„, aber genau darin liegt schon der Fehler. Denn so einfach ist es leider nicht. Für viele Unternehmen ist der Gedanke „Wir machen hier noch einen QR-Code drauf.“ der letzte, den sie in diesem Zusammenhang machen. Aber das ist viel zu kurz gedacht! Und das ärgert mich.

Auch wenn es natürlich genau so viele positive Gegenbeispiele gibt, werden zwei Sachen dann doch sehr gerne vergessen:

1. In welcher Nutzungssituation befindet sich derjenige, der den QR-Code abscannt?

Berufsbedingt jage ich ja mittlerweile vielen QR-Codes hinterher, einfach nur um zu sehen, was dahinter steckt. Und oft, sehr oft muss ich feststellen: Unsinn! Das fängt dann schon damit an, dass sich der Werbetreibende scheinbar nicht im Klaren darüber ist, dass der „Benutzer“ mit einem … nun, nennen wir es der Einfachheit halber „portablem Gerät mit Foto-Kamera und Internetzugang„, einscannt. Und wie oft kommen da bitte Webseiten, die für die Darstellung auf diesen Geräten definitiv nicht geeignet sind? Das sind dann Webseiten, die vielleicht auf einem normalen Bildschirm einigermaßen vernünftig aussehen, eine Orientierung und eine Navigation durch die Inhalte erlauben. Auf dem Smartphone oder Tablet PC dann (oha, jetzt habe ich es doch gesagt!), ist die Schrift dann kleiner als die Inhaltsangabe auf einem Schokoriegel. Von den Bildern oder sogar der Navigation brauche ich wohl gar nicht erst sprechen.

Oder ich lande ohne Vorwarnung auf einer Seite, wo ich eine App downloaden kann bzw. muss. Für mich auch ein klassischer Ausstieg. Besonders, wenn dort, wo der QR-Code erscheint und ich den abscanne, kein Hinweis darauf ist. Denn eigentlich will ich keine App herunterladen, die mir vermutlich noch mehr unsinnigen Mist zeigt, den ich mir dann vielleicht einmal angucke. Ich habe mittlerweile über 180 Apps in meinem iTunes-Account, viele davon sind durch solchen Unfug dorthin gekommen.

Auch gern genommen: Es wird auf ein PDF verlinkt, was in DIN A4 abgespeichert ist. Genau der gleiche Fehler, bloß anders! Wobei das Format des PDFs dabei vollkommen unerheblich ist.

Und das führt ziemlich direkt zu dem zweiten Gedanken, den sich viele QR-Code-Einsetzende ersparen:

2. Welcher Inhalt soll dann kommen?

Oft wird sich kaum Gedanken darüber gemacht, welche Inhalte denn nach einer Anzeige online erscheinen sollen. Das spielt so ein bisschen in den ersten Punkt rein, ist aber dennoch etwas anderes. Die Einfallslosigkeit, die Anzeige dann noch einmal als Webseite (oder gar als PDF *grusel*) zu zeigen, ist sicher kaum zu übertreffen.

Wobei ich nicht abstreiten möchte, dass es in dem einen oder anderen Fall trotzdem möglich und vielleicht sogar notwendig ist, wesentliche Inhalte der Anzeige erneut zu zeigen. Dabei steht „Anzeige“ jetzt stellvertretend für alle Möglichkeiten, an denen ein QR-Code stehen kann, also auch Plakate, Prospekte, etc.

Oft wird auch vergessen, dass ich als Benutzer des QR-Codes vielleicht ein kleines Quäntchen Sicherheit brauche. Sicherheit darüber, dass ich an der richtigen Stelle gelandet bin. Denn ich glaube nicht, dass ich der einzige bin, der dieser neumodischen Technik nicht 100%-ig traut. Wenn ich also einen QR-Code einscanne und auf einer Webseite lande, die mir vom ersten Eindruck her nicht das Gefühl vermittelt, sie hätte irgendwas mit dem zu tun, wo ich den QR-Code eingescannt habe – dann bin ich weg!

Der absolute Doppel-Fail, oder Fail², oder wie auch immer man das nennen will ist natürlich folgendes Paradoxon: Ich scanne den QR-Code auf einer Anzeige und lande auf einer Webseite (oder PDF), die 1:1 die Anzeige zeigt – inklusive QR-Code.

Am Ende ist es dann vollkommen egal, wie toll die Anzeige gemacht ist, wie hübsch der QR-Code in Szene gesetzt wurde – der muss nämlich nicht zwangsläufig aus schwarzen und weißen Kästchen bestehen – am Ende bleibt bei mir nur eines hängen: Dieses Unternehmen tut auf mega-hip, hat das Prinzip aber nicht verstanden. Manchmal halte ich das dann für lächerlich, manchmal einfach nur für dumm oder dämlich, manchmal bin ich dann aber auch traurig deswegen. Denn Werbung, die so undurchdacht ist, ist vor allen Dingen eines: rausgeschmissenes Geld. Und wenn ich übertreiben wollte, könnte noch ich hinzufügen: sie ist außerdem imageschädigend, was aber voraus setzt, dass man schon ein Image hat.

Der größte Faux-Pas

… den man mit QR-Codes allerdings begehen kann ist meiner Meinung nach folgender: Ich mache eine Anzeige, bastele einen unsinnigen (Gründe siehe oben) QR-Code ein und stelle diese Anzeige dann online. Zum download.

Kopf -> Tisch -> Geräusch

Wenn der QR-Code sowieso nur als Link zu einer anderen Webseite eingesetzt wird, wozu dann bitteschön online? Da kann ich doch einfach so einen Link setzen und gebe mich nicht der Lächerlichkeit preis, keine Ahnung von Internet, QR-Codes und diesem ganzen merkwürdigen Neuland-Gedöns zu haben!

Wie man es besser machen kann

Gut, ich will ja nicht nur meckern. Ich bin zwar ein notorischer Meckerkopf, aber ich will trotzdem ein positives Beispiel anführen.

QR-Codes auf Visitenkarten

Klingt simpel, ist es auch. Und es ist nicht nur hip, weil ein QR-Code mit von der Partie ist. Denn hier kann mit einem QR-Code genau das geschaffen werden, was bei den meisten anderen Einsätzen nicht der Fall ist: Der Mehrwert. QR-Codes müssen nämlich nicht ausschließlich eine Webseiten-URL enthalten. Sie können auch Kontaktdaten erhalten. Oder eine SMS schreiben, oder oder oder.

So kann ich einen QR-Code basteln, der meinen Namen, meine Adresse, meine Telefonnummer und Email-Adresse enthält. Und alle anderen Informationen, die sonst so auf einer Visitenkarte abgedruckt sind. OK, beim Firmenlogo wird es dann schwierig, aber ich denke das ist dann zu vernachlässigen. Denn beim einscannen des QR-Codes erkennt das Smartphone (huch, da war es schon wieder, dieses Wort), dass es sich um Kontaktinformationen handelt. Es öffnet den Kontaktmanager (oder wie auch immer dieses Progrämmchen heisst), legt einen „neuen“ Kontakt an und trägt alle Daten, die ich dem QR-Code mitgegeben habe, automatisch ein. Mit einem Klick auf „sichern“ ist der Kontakt dann mit genau diesen Daten im Adressbuch gespeichert.

Wo kann ich QR-Codes erstellen?

Natürlich will ich auch diese Frage nicht unbeantwortet lassen. QR-Codes kann man an vielen Stellen erzeugen und in unterschiedlichen Formaten herunterladen. PNG und JPEG sind dabei am weitesten verbreitet, aber es gibt auch einige Generatoren, wo man die QR-Codes als EPS herunterladen kann – was für den Einsatz in Printmedien natürlich ideal ist.

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