Das Web 2.0 ist bereits seit mehreren Jahren dabei, sich in das gesellschaftliche Alltagsleben immer stärker zu integrieren. Social Network Systeme (Communities), Blogs, Podcasts und Videocasts, Wikis und seit kurzem auch der Microblogging-Dienst Twitter stehen sehr hoch im Kurs und verändern nachhaltig die Mediennutzung und die Kommunikation. Bestehende „klassische“ Kommunikationssysteme und –mittel werden nach und nach in Frage gestellt. In seinem wegweisenden Beitrag aus dem Jahr 2005 beschreibt Tim O’Reilly, was Web 2.0 ist – und das obwohl diese Begrifflichkeit bereits zu jenem Zeitpunkt über eineinhalb Jahren durch den „Äther“ geisterte. Für O’Reilly ist Web 2.0 nicht nur ein Marketing-Buzzword oder -Technologie, es ist vielmehr eine Attitüde, eine Einstellung, eine Lebensauffassung. (O’Reilly, 2005)

Das Internet und seine Technoligie bietet die Möglichkeit, Informationen in sekundenschnelle von einem Ende des Erdball an das andere zu transportieren. Neben den klassischen und immer seltener verwendeten Kommunikationsmitteln wie dem Telefon und dem Brief ist die E-Mail mittlerweile Standard. Dies ist durch die Einführung der elektronischen Kommunikation in den Berufsalltag begründet. Wo vor 15 Jahren noch einige wenige auserwählte Personen dieses „Werkzeug“ benutzen durften, gibt es heutzutage, im Jahre 2009, kaum einen Arbeitsplatz, der nicht über diese Möglichkeit verfügt. Durch die allgegenwärtige Verfügbarkeit, die immense Geschwindigkeit und die mittlerweile fast unerheblichen Aufwendungen für technische Gerätschaften sinken die Transaktionskosten für Kommunikation auf nahezu null.

Mit Hilfe der Technologien des Web 2.0 hat sich – ganz besonders im Internet – aus der „One-to-One“- und „One-to-Many“-Kommunikation eine „Many-to-many“-Kommunikation entwickelt. Jeder kommuniziert mit allen – gleichzeitig, oder wie „Alpha-Blogger“ Sascha Lobo sagt: selbstzeitig. Durch moderne Suchmaschinen sind Informationen nahezu in Echtzeit sofort und überall verfügbar. Das Internet bietet eine kaum zu überschauende Fülle an Informationen.
Viele Berufstätige aller hierarchischen Ebenen klagen darüber, dass sie der Nachrichtenflut, ganz besonders aufgrund der vielen unzähligen E-Mails, nicht mehr Herr werden. 400 und mehr elektronische Briefe pro Tag sind keine Seltenheit. Diese Informationen zu einzelnen Aufgaben, Projekten und Produkten zuzuordnen nimmt enorm viel Zeit in Anspruch – teilweise so viel Zeit, dass kaum noch eine Möglichkeit bleibt, die daraus anfallenden Aufgaben durchzuführen.

Unter diesem Aspekt ist es bemerkenswert, dass trotz seiner gigantischen Informationsvielfalt – im Juni 2009 gab es nach einer Netcraft-Zählung rund 238 Millionen Millionen Webseiten – die Inhalte im Internet auffällig leicht zugänglich sind und gut sortiert erscheinen. Allein im Zeitraum von März bis Juni 2009 kamen rund 40 Millionen Webseiten neu hinzu. Hierbei sind nur die Hostnamen – also alle direkt ansteuerbaren Webseiten im Format http://<Subdomain oder „www“>.<Domain>.<Top-Level-Domain>/ gezählt. Einzelne Inhalts-Seiten werden bei dieser Zählung außen vor gelassen. (Netcraft, 2009)

Einen nicht unwesentlichen Beitrag darin, die Übersichtlichkeit des Internets – gerade in Bezug auf den User generated Content – haben all jene Anwendungen, die sich unter dem Sammelbegriff Web 2.0 vereinen. In diesem Mitmachweb, wie es auch genannt wird, tragen die Nutzer nicht nur einen wesentlichen teil zu den Inhalten bei, sie organisieren und strukturieren ihre Inhalte auch eigenständig. Nicht nur, dass jeder Nutzer die eigenen Inhalte mit für sich persönlich sinnvollen, semantischen Strukturen anreichert, nein: Die meisten web-basierten Anwendungen begründen sich auf einer Community. Hier kann jeder Nutzer i.d.R. die Inhalte der anderen Nutzer anschauen, beurteilen, bewerten, ordnen und strukturieren. Zusätzlich können diesen z.B. auch Schlagworte – so genannte Tags – gegeben werden. Delicious für Bookmarks und Flickr für Fotos sind hier zwei sehr beliebte Beispiele, wie Nutzer ihre Inhalte gegenseitig sortieren.

Betrachtet man das Internet mit Fokus auf Web 2.0, ist es ein logisch nachvollziehbarer Schritt, dass diese Technologien Einzug in den Berufsalltag erhalten – und dies bereits tun. Der Kern des Web 2.0 liegt in sozialen Netzwerken und der Möglichkeit Inhalte sehr einfach und schnell einer breiten Masse zugänglich zu machen. Abgeleitet von dem Wort Web 2.0 bildete sich in den Jahren ab ca. 2006 die Bewegung der Enterprise 2.0. Dies betrachtet die Idee, wie die sozialen und technologischen Komponenten für unternehmensinterne Kommunikation angewendet werden können. (Scheer, 2008)

Enterprise 2.0 versucht mit Hilfe der durch das Web 2.0 entwickelten Technologien die kollektive Intelligenz der Mitarbeiter über den Weg der Kommunikation zu bündeln. Die Anwendungsfelder des Enterprise 2.0 sind vielseitig: Neben dem Bewahren und Katalogisieren von Wissen (Wissenmanagement) ist es genau so auch für die Verbreitung von Wissen anwendbar. Mit Hilfe von Social-Networking-Technologie kann Enterprise 2.0 auch zum Kontaktmanagement und zur Expertensuche verwendet werden. Der Austausch der Informationen findet meist auf informellem Wege, ohne Rücksicht auf bestehende Hierarchien statt.

Damit stellt das Konzept der Enterprise 2.0 die bestehenden Führungsmodelle von Organisationen auf den Kopf. Die bisher gültigen Top-Down-Management-Konzepte sind hiermit kaum vereinbar, Führung durch Kontrolle von und durch Herrschaftswissen sind für die Share Economy undenkbar, sogar widersprüchlich. Vielmehr muss das Management aktiver Bestandteil der Enterprise 2.0 werden. Besonders während der Einführung in Unternehmen wird dem Management die Aufgabe einer Vorreiterrolle zu Teil. Der Grundsatz der Share Economy (wer teilt, gewinnt) fordert darüber hinaus ein grundsätzliches Umdenken der bestehenden Management- und Unternehmenskultur. (Scheer, 2008; J. Martin, 2009, [URL wb01]; Koch und Richter, 2009)

Diese Arbeit wird sich damit beschäftigen, welche Herausforderungen an die Führungskräfte in Organisationen zur Einführung von Enterprise 2.0 gestellt werden. Im Fokus soll dabei die notwendige soziokulturelle Einstellung des Managements und der Mitarbeiter stehen und beschrieben werden und welche Kultur ein Unternehmen pflegen sollte, um Enterprise 2.0 erfolgreich und nachhaltig einzusetzen. Aber auch die Rückkoppelung von Enterprise 2.0 auf die Unternehmenskultur soll nicht unbetrachtet bleiben.

Neben der Erklärung der wichtigsten Web 2.0 Anwendung wird grundsätzlich geklärt, was unter Enterprise 2.0 zu verstehen ist und wo die Stärken darin liegen. Ebenso wird diese Arbeit versuchen zu klären, warum Unternehmen sich auf Enterprise 2.0 einlassen sollten und wie eine erfolgreiche Einführung bei bestehenden Unternehmen aussehen kann.

Edit: Ich habe die Quellen manuell hinzugefügt in diesen nun öffentlichen Beitrag. Leider kann ich stand heute (2014) nicht mehr alle Quellen genau angeben, manche sind für die Endfassung der Diplomarbeit nicht mehr benutzt worden.

Quellen

  • O’Reilly, Tim: What is Web 2.0? O’Reilly Media Inc. (2005). Letzte Aktualisierung: 30.09.2005. Abruf vom 18.11.2009.
  • Koch, Michael; Richter, Alexander: Enterprise 2.0. Planung, Einführung und erfolgreicher Einsatz von Social Software in Unternehmen. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage, München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2009.
  • Netcraft, 2009 (fehlt)
  • Scheer, 2008 (fehlt)
  • J. Martin, 2009 (fehlt)

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