Bereits 2015 erreichte mein letztes großes Langfristziel: die 3:30 beim Marathon. Was ich mir bis dahin läuferisch vorgenommen hatte, war erreicht. Das hat mich immerhin fünf Jahre lang beschäftigt. Doch was kommt dann? Natürlich war ich weiter zum Laufen und zum Sport motiviert – nur fehlte mir das Ziel.

Das Erreichen des Sub 3:30-Ziels hat nicht nur fünf Jahre lang gedauert. Es war auch verdammt anstregend! Viele, viele Trainingsstunden habe ich gebraucht, um dorthin zu gelangen. Ich habe in dieser Zeit viele ätzende Intervall- und Tempodauerläufe absolviert. So viele, dass sie mir irgendwann sogar anfingen zu gefallen.

Deshalb will ich meine Bestzeit im Marathon nicht weiter unterbieten. Noch mehr Intensität und Umfang dafür aufzubringen scheint mir den Lohn nicht wert. Immerhin brauchte ich in fünf Jahren vier Anläufe, um in 3:22 im Ziel anzukommen. Und unter uns: Auf dem Siegertreppchen werde ich wohl nie landen. Mein Frust war zwischenzeitlich so groß, dass ich im ganze Jahr 2014 keinen Marathon lief, sondern nur halbe und Zehner.

2016 war ein Laufjahr ohne Plan

Wäre im vergangenen Jahr in einem Wettkampf eine Bestzeit greifbar geworden, hätte ich natürlich angegriffen. Darauf trainiert habe ich jedoch nicht. Das Jahr 2016 habe ich komplett ohne läuferisches Ziel und somit ohne konkreten Plan bestritten. Mittlerweile habe ich genug Erfahrung, um zu wissen wie ich was laufen muss, um so einen Marathon zu schaffen. Hätte, hätte – Fahrradkette.

Beim Lauf im Darmstädter Knast machte mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Beim Fußball spielen holte ich mir Mitte August einen Außenbandanriss, der sogar meine Teilnahme am Frankfurt Marathon in Frage stellte. Ich war glücklich, dort überhaupt mit gelaufen zu sein und trotz mangelhafter Vorbereitung eine passable Zeit zu erreichen.

Einen Marathon ohne Bestzeitambitionen zu laufen stellt mich folglich nicht mehr wirklich vor eine Herausforderung. Mittlerweile habe ich schon neun absolviert und frage mich, womit ich mich in Sachen Laufen noch motivieren kann, was mir ein Ziel gibt, auf das ich hin arbeiten kann. Und wenn es nicht die Zeit ist, bleiben eigentlich nur noch zwei Dinge: viel mehr Höhenmeter oder viel mehr Distanz.

Vor dem Start in Rodgau war ich total unvorbereitet und ein Stück naiv – aber topmotiviert.

Bereits Anfang 2016 lief ich vollkommen ohne spezielle Vorbereitung meinen ersten Ultramarathon in Rodgau. 50 Kilometer am Stück – und das auch noch im Kreis! Ich dachte mir damals 50 Kilometer sind ja auch nur knapp 8 Kilometer mehr, als bei einem normalen Marathon. Getreu dem Motto Mut zur Lücke meldete ich mich an, ohne genau zu wissen was mich dort erwartete.

Ultramarathon? Einfach mal ausprobieren!

Und ich war überrascht – im positivsten Sinne. Den Lauf fand ich richtig klasse! Trotz seiner mehr als eintausend Läuferinnen und Läufern war der Rodgau 50 klein und irgendwie gemütlich. Kein Stress, keine Hektik und kein großes Werbe-TamTam. Und wenn ich mich so in der Läufer-Blogszene umschaue, ist es auch eine Art Blogger-Treffen.

Nach diesem Lauf war ich angefixt mit der Idee vom Ultramarathon. Wie es halt beim Blue Car Syndrome so ist, habe ich nur noch Ultras wahrgenommen. Während meiner Zwangspause durch die Verletzung habe ich mir überlegt: Mensch, das könnte ich doch machen! Da brauche ich nicht schneller laufen – sondern nur länger bzw. weiter!

Und wenn schon Ultra, dann bitte auch richtig! Ich finde, gerade beim Setzen von neuen Zielen kann es nicht schaden mal eine Nummer größer als üblich zu denken.

Die Idee, eines Tages am Mauerweglauf teilzunehmen

Vom Mauerweglauf hatte ich früher schon gehört. Ich finde die Idee, einmal rund um das ehemalige Westberlin wo einst die Mauer lang führte, sehr reizvoll. Nachdem ich eher zufällig ein paar Laufberichte dazu gelesen hatte, war ich umso mehr davon begeistert. Die Stimmung und die Erfahrung Mauerweglauf müssen wohl einmalig sein. Und letztlich finde ich auch die Idee dahinter richtig klasse.

[..] gelaufen wird entlang der früheren Grenze, 100 Meilen rund um das westliche Berlin. Wo früher eine Mauer stand, sind jetzt Hunderte Läuferinnen und Läufer aus aller Welt unterwegs. Ein sportliches Zeichen der Erinnerung an die Teilung Berlins und ihre Opfer zwischen 1961 und 1989. Auch trägt die Finisher-Medaille in jedem Jahr das Konterfei eines Menschen, der bei dem Versuch, Stacheldraht und Beton zu überwinden, ums Leben kam.

via 100meilen.de

Mir war sofort klar, dass es ein sehr herausforderndes, aber nicht unmögliches Ziel ist, diesen Lauf zu finishen. Mit meinen 40 bis 60 Kilometern pro Woche kann ich vielleicht einen Marathon gerade so aus dem Ärmel schütteln. Für einen 100-Meilen-Lauf wird das aber bei Weitem nicht ausreichen.

Auch wenn die Vorstellung 100 Meilen am Stück zu laufen höchstgradig bekloppt ist, habe ich mir das wirklich vorgenommen. Nicht nur, weil ich den Lauf als solches irgendwie nett finde, sondern vor allen Dingen, weil ich es schaffen will! Ich weiß, dass das geht – schließlich schaffen das andere ja auch!

Robert (ich) auf der Rutsche beim Strongmanrun am Nürburgring 2015
Mein Name ist Hase. Ich komme aus dem Wald und weiß von nix.
Bildnachweis: © 2015, sportograf

Noch während meiner Verletzungspause fing ich an, neue Pläne zu schmieden. Und irgendwie ging mir die Idee vom Mauerweglauf nicht mehr aus dem Kopf. Aber wie komme ich am besten in den Zustand, einen vierfachen Marathon am Stück zu laufen? Ich habe ja sowas von keine Ahnung!

Ich musste mir also Gedanken machen, wie dorthin komme. Wenn das Ziel erst mal da ist, ist der Plan fast nur noch Formsache. Wie ich an die Planung heran gegangen bin, werde ich dir in einem der nächsten Beiträge erzählen.

2 Kommentare

    1. Die 100 Meilen sind schon ein Langfrist-Ziel. Für also in ein paar Jahren. Dazwischen kommen auf jeden Fall noch ein paar kürzere Ultras – logisch. Mehr dazu verrate ich demnächst, wenn es um die Trainings- und Wettkampfplanung geht ;-)

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