Am Freitag war ich auf einem Konzert. Ja: Konzert. Das is da, wo so eine Band auf einer Bühe spielt. Mit richtigen Instrumenten.

Als mir meine Freundin erzählte, dass sie zwei Karten für The Prodigy gekauft hätte, war für mich sofort klar: da musst du hin! Nicht um den Beziehungsfrieden zu wahren und mal nicht immer nur das zu machen, was ich will – nein. Weil für mich als Freund elektronischer Tanzmusik The Prodigy natürlich ein Stück persönlicher Wegbegleiter meiner adoleszierenden Jugend ist.

Ich war nie Fan von der Band. Ich war nie auf einem ihrer Konzerte. Ich habe mir ein mal „The Fat of the Land“ durchgehört und fand es ziemlich mau. Bis auf die zwei, drei Tracks (oder heisst das hier „Songs„?), die man aus dem Radio und dem Club kannte.

Ausserdem war ich schon ewig nicht mehr auf einem richtigen Konzert – Paul Kalkbrenners Kindergeburtstagsparty schliesse ich mal großzügig aus. Das letzte mal war ich in Hildesheim auf dem Flugplatz. Die Ärzte, Open Air. Ich war 15, eventuell.

Was mir schon von Anfang an auffiel war, dass das Publikum einigermassen erwachsen war. Die meisten waren so Anfgang/Mitte dreißig, manche sogar deutlich älter. Aber das köntnen auch die Eltern der paar 17-jährigen, die dort rumhampekten, gewesen sein. Jedenfalls hatte ich seit langem mal wieder das Gefühl, ich würde zum unteren Ende der Altersskala gehören. Nicht, dass ich mir aus meinem Alter irgendwas machen würde, es war aber trotzdem anders als sonst.

Das brachte mich natürlich gleich zu der Frage: Was hat The Prodigy die vergangenen 10, 15 Jahre gemacht? Nichts, scheinbar. Als die Band dann endlich auf die Bühne kam, dachte ich mir: Die waren zwischendurch nicht mal beim Frisör! Sie sahen noch genau so aus, wie ich sie vom letzten Bravo-Poster in Erinnerung hatte.

Der Vorturner – so eine Live-Act, wie ich ihn im Robert Johnson erwartet hätte, war eine ziemlich merkwürdige Gestalt. Ein halbes Hemd, das bei jedem Windstoß umzufallen drohte in schwarze Klamotten gepackt und ein Kapuzenpulli-/Jäckchen an. Turnte da zwischen seinem Mac, Mischpult und seiner Keyboard-ähnlichen Drum-Machine hin und her wie ein Eichhörnchen auf Koks. Zu allem überdruß musste er bei jeder Gelegenheit auch sein Keyboard anheben, mit den Tasten nach vorne zum Publikum, damit auch jeder sieht, dass er da tatsächlich die Knöpfe bedient. Ich sagte ja: merkwürdige Gestalt.

Das Konzert an sich war gut. Die Stimmung war besser, als in so manchem Fussballstadion – und sowieso besser, als bei Kallbrenner. Die Leute waren ausgelassen, fröhlich, aber nicht überschwinglich. Einfach Klasse. Man hat sogar getanzt. Ja, nicht nur Pogo und in die Luft springen war drin, sondern auch so etwas, das entfernt an einen kopfnickenden Tanzbären erinnerte. Ich als professioneller Grobmotoriker konnte da nicht mithalten. Ich bin ja schon bei 130 Beats per Minute tendenziell überfordert.

Aber trotzdem sind Konzerte irgendwie doof. Ich bin ein Gucker, ein Spanner, ich will wissen, was da vorne auf der Bühne passiert. Nur zuhören geht nicht! Und dauernd angerempelt oder angepogot zu werden ist da wenig sachdienlich.

Genau so wie ich den Eindruck gewonnen habe, dass alle Menschen die mindestens einen Kopf größer sind als ich, das dringende Bedürfnis haben, sich genau vor mich zu stellen. Und mit ihren Armen so rumzurudern, dass ich schon Shaolin-mässig ausweichen muss um nicht den Ellenbogen ins Gesicht zu bekommen. Für die einen definiert sich so wohl „ausgelassen„, für mich ist es aber eher „rücksichtlos„. Ich musste mich ein paar mal echt zusammenreissen und dem Drang widerstehen, meinem Vordermann meine Knuckels (dafür gibt’s kein echtes deutsches Wort) in die Nieren zu ballern.

Ich bin kein Konzert-Typ. Vielleicht bin ich auch einfach latent-hypersoziophob.

5 Kommentare

  1. werden mir jetzt schon die Berichte vorenthalten… hätte ich das mal früher gewusst. ;)

    Wie immer gut geschrieben, nur leider erinnere ich mich an die Tanzbären gar nicht. :D Beim nächsten mal nehm ich dich aber gerne wieder mit.

    1. Du darfst dich gern fürdie E-Mail-Updates anmelden. Geht dann aber nur für alle Beiträge ;-)

      Die Tanzbären und -bärinnen waren oben auf den Rentner-Plätzen und unten weiter hinten. Danke, dass du mich noch mal mitnimmst – da muss ich mich ja gut benommen haben ;-)

  2. Hey rob,
    das erste mal als ich auf die seite ging waar wegen deinem letzten podcast,dere mir schon ziemlich gut gefiel,weil man ihn auch einfach über facebookapp gedöns abspielen konnte aber hier üvbertriffst du dich nochmal,weil ich dasa gefühl habe mir in zukunft nicht die tickets zu kaufen,sondern dir:D
    Man hat beim lesen das gefühl nichts zu verpassen,mach weiter so.
    best regards
    Maurice

    1. cool, danke.
      dabei hab ich gar nicht erwähnt, dass sie sich bei der musik genau so treu geblieben sind wie bei den frisuren ^.^

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